Berlin/St. Petersburg. . Zwischen Berlin und Moskau drohte ein Eklat: Kanzlerin Merkel (CDU) wollte bei einer Ausstellungseröffnung in Sankt Petersburg über Beutekunst aus dem zweiten Weltkrieg reden. Präsident Putin strich ihr daraufhin die Grußworte. Erst nach einem persönlichen Gespräch mit dem russischen Präsidenten ließ sich Merkel umstimmen.

Nach einem Eklat haben sich Russlands Präsident Wladimir Putin und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag zusammengerauft und eine Ausstellung in St. Petersburg eröffnet. Der Auftritt galt eigentlich schon als abgesagt. Doch dann ließ sich die Kanzlerin nach einem „direkten Gespräch“ mit Putin umstimmen.

Der Titel der Ausstellung klang eher harmlos: „Bronzezeit – Europa ohne Grenzen“. Tatsächlich aber trifft die Schau einen Nerv in den deutsch-russischen Beziehungen: Den Streit um die „Beutekunst“ aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Kanzlerin wollte den Konflikt ansprechen. Putin strich jedoch die Grußworte – aus zeitlichen Gründen, wie es hieß. Merkel sagte daraufhin den ganzen Termin ab – der Eklat war perfekt. Als die Nachricht Wellen schlug, war Schadensbegrenzung angesagt.

Ausstellung als Abschluss des "Deutschlandjahres"

Gedacht war der Besuch in der Eremitage als krönender Abschluss des „Deutschlandjahres“ in Russland. Nun wurde er zum Symbol für die zunehmend frostigen Beziehungen. Die Eröffnung der Ausstellung in der Eremitage hätte „eine Einordnung“ gefordert, so sah es Merkel. Es war klar, dass sie auf die Rückgabe der Kunstwerke pochen würde, die in den Kriegswirren nach Russland gelangt sind.

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In der Ausstellung sind etwa 1700 Objekte zu sehen. Darunter ist auch spektakuläre Beutekunst wie der Goldschatz von Eberswalde, rund 3000 Jahre alter Schmuck. Von „verlagerten Kulturgütern“ sprechen die Russen und betrachten sie als Entschädigung für Kriegsverluste. Per Gesetz wurden sie 2008 zu russischem Eigentum erklärt.

Der Eklat wirft ein Schlaglicht auf die deutsch-russischen Beziehungen. Die Konflikte häufen sich. Einige Beispiele: Bisher konnte man sich auf keinen Termin für einen Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck verständigen. Gauck hatte an die Russen appelliert, sich mit der kommunistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die deutschen Stiftungen im Land fühlen sich schikaniert: Es gab Spionage-Vorwürfe und Durchsuchungen. Merkel ist darüber verstimmt. Mehrmals hatte die Kanzlerin auch mit Fragen über Menschenrechte und Demokratie Druck auf den Kreml ausgeübt.