Berlin. . Zusammen mit ihren beiden Töchtern Sasha und Malia hat die First Lady Michelle Obama während ihres Aufenthaltes in Berlin geschichtsträchtige Orte besucht. Sie sahen das Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor und Checkpoint Charly. In der Reichstagskuppel gab es - ganz berlinerisch - Currywurst mit Pommes für die Mädchen.

Was macht das Kind da? Es tanzt aus der Reihe, hüpft auf die Präsidentenlimousine zu. Es ist Sasha. Barack Obamas zwölfjährige Tochter. Sie kommt aus dem Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals. Malia, die große Schwester, ist noch tief beeindruckt, aber die Kleine braucht jetzt Bewegung. Kleine Hüpfpause im Damenprogramm, das offiziell Partnerprogramm heißt, diesmal aber vor allem Teenager-Programm ist.

Zehn Uhr morgens. In Berlin steigt die Temperatur – nicht nur wegen der Obamas. Das Zentrum zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz ist abgeriegelt, bis auf die Sicherheitsleute ist alles menschenleer. „Ich hoffe, dass sich die Obamas für ein paar Stunden wie Berliner fühlen können“, sagt Carsten Müller, Sprecher der Berliner Polizei später. Ein absurder Wunsch. Bei Sicherheitsstufe 1 plus herrscht Ausnahmezustand. Wo Obamas Wagenkolonne hält, steht das Großstadtleben still.

"Die sind sehr geerdet"

Zusammen mit Sasha und Malia besichtigt die First Lady das Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor. Auch Barack Obamas Halbschwester Auma ist dabei – die 53-Jährige hat in Deutschland studiert, heute lebt sie in Kenia. Obamas Familie gibt sich lässig: Die Töchter tragen kurzärmelige Shirts, schmale Hosen und Ballerinas. Sasha hat eine schrille hellgelbe Sonnenbrille aufgesetzt: zwei Teenager auf Stadtrundfahrt.

Uwe Neumärker, Stiftungschef des Mahnmals, hat 20 Minuten Zeit für die Führung. „Die Große war sehr beeindruckt.“ Malia (14) will wissen, wie viele Juden ermordet wurden, und lässt sich erklären, warum die Deutschen so lange über das Mahnmal debattiert haben. Michelle Obama hält sich zurück, lässt ihre Tochter das Gespräch führen. Sasha findet das Stelenfeld vor allem erstmal „cool“. Sie läuft durch die Gänge, genießt es, unter freiem Himmel zu sein. Neumärker mag die drei Amerikanerinnen: „Die sind sehr geerdet und sehr nah beieinander.“

"First Husband" Sauer erklärt die Mauer

Kurz darauf erliegt der nächste Berliner ihrem Charme: Yadegar Asisi zeigt den Obamas die Mauer, wie sie früher aussah – in seinem begehbaren Riesenpanorama am Checkpoint Charlie. Sasha macht große Augen, betrachtet die lebensechte Kinderszene: Auf der Westseite spielen Kinder Fußball, auf der Ostseite steht ein Mädchen hinterm Fenster und schaut sehnsüchtig zu. „Sehr traurig“, findet das Präsidentenkind.

Ihre große Schwester will wissen, wie die Mauer funktioniert hat. Professor Joachim Sauer kann ihr das erklären. Angela Merkels Mann tut etwas, was er selten tut: Der 64-Jährige wird sichtbar – als Kanzlergatte, Gastgeber, quasi als First Husband. Sauer erzählt Obamas Töchtern vom Leben im Osten, von seiner Sicht auf die Mauer, erklärt Malia die Grenzsicherung und zeigt ihr die Graffiti auf der Westseite.

Auch Michelle Obama ist beeindruckt. Sie hat das Gefühl, mitten in der deutschen Geschichte angekommen zu sein. Ins Gästebuch schreibt sie: „Thank you for this experience.“ (Danke für diese Erfahrung). Asisi ist erleichert. „Es war sehr entspannt.“ Keine blasierten Präsidententöchter, sondern zwei offene, interessierte Jugendliche. „Total sympathisch!“ Und: Die Teenager sind keine historischen Anfänger. „Denen musste ich keine Grundlagen beibringen.“

Die Mädchen bestellen Currywurst

Später, an der Gedenkstätte Berliner Mauer, legen Michelle Obama und die Mädchen Rosen ab, dann geht es noch auf die Reichstagskuppel. Blick über Berlin. Wow! Noch besser: Im Dachrestaurant gibt’s was zu essen. Die Mädchen bestellen Pommes mit Currywurst. Nicht gerade einer von diesen vollwertigen Schlankmachern, für die sich Michelle Obama daheim einsetzt. Aber Berlin ohne Currywurst? Geht nicht.

Joachim Sauer ist da längst auf dem Weg zur Rede des Präsidenten vor dem Brandenburger Tor, er wird Michelle Obama am Abend beim Dinner im Charlottenburger Schloss wiedersehen. Die First Family schwänzt die Präsidentenrede und zieht sich zurück. Die Hitze! Barack Obama nimmt’s gelassen: „Das Letzte, was sie wollen, ist, eine weitere Rede von mir zu hören.“