Kairo. .

Der Gegenwind für Ägyptens Präsidenten Mohammed Mursi wird stärker. Mit dem Slogan „Tamarud – Rebellion“ – fordern junge Aktivisten eine zweite Revolution. Millionen haben bereits eine Petition unterschrieben, die den Muslimbruder auf dem Präsidentensessel zum Rücktritt auffordert. Für den 30. Juni, den ersten Jahrestag seiner Vereidigung, hat das liberale und säkulare Lager im ganzen Land Massendemonstrationen angekündigt.

Besonders übel stößt vielen Ägyptern die Ernennung Adel El-Khayats zum neuen Gouverneur von Luxor auf. „Wir wollen keinen Terroristen“, stand auf den Plakaten der Demonstranten zu lesen, die am gestern den Zugang zum Gouverneurspalast in der Stadt der weltberühmten pharaonischen Tempel und Königsgräber blockierten. El-Khayat ist Gründungsmitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamiya.

Vielen hier steckt bis heute das schlimmste Massaker in der modernen Geschichte Ägyptens noch in den Knochen, als 1997 Gotteskämpfer von Gamaa Islamiya eine Touristengruppe beim Hatshepsut-Tempel unter Feuer nahmen. 58 Besucher und vier Ägypter starben in dem Blutbad. Erst in Jahr 2000 schwor die Terrorgruppe offiziell der Gewalt ab. Mit dem erzkonservativen 52 Jahre alten Adel El-Khayat kontrollieren die Islamisten nun 13 der 27 Provinzregierungen.

In der Bevölkerung machen sich derweil Unruhe und Existenzangst immer breiter. Vor den Tankstellen bilden sich seit Monaten lange Schlangen, Stromausfälle gehören zu den Alltagsplagen. Die Währung verfällt, die Preise für Lebensmittel klettern. Das Wahlgesetz ist hoffnungslos blockiert, so dass die Parlamentswahlen wohl ins nächste Jahr verschoben werden müssen, wenn sie überhaupt noch stattfinden.

Und so schlittert Ägypten immer weiter hinein in eine innere Zerreißprobe.