London. . Russland und USA finden keine Gemeinsamkeiten im Umgang mit Assad und den Rebellen. Mehr Erfolg hatten die europäischen Staats- und Regierungschefs Staatschefs sowie US-Präsident Obama mit dem Bekenntnis zu einer Freihandelszone.

Frostiger Auftakt zum G8-Gipfel in Nordirland: Die Frage, wie der Westen den Bürgerkrieg in Syrien schlichten kann, hat gestern die Staatschefs entzweit. Einen Durchbruch erzielten die Regierungschefs der acht führenden Industrienationen allein bei Plänen für ein transatlantisches Handelsbündnis. Heute wollen sie sich auf gemeinsame Aktionen zur Bekämpfung von Steuervermeidern einigen.

Dass sich im Syrien-Konflikt kein gemeinsamer Nenner finden lassen würde, dürfte kaum überraschen: Während die US-Regierung die syrischen Rebellen bewaffnen möchte, unterstützt Russlands Präsident Wladimir Putin das brutale Assad-Regime längst mit eigenen Waffenlieferungen. Mehr als 90 000 Menschen sind nach UN-Schätzungen bereits in Syrien umgekommen. Seine Waffenexporte an das Regime, so ließ Putin die Kritik abblitzen, finde im international erlaubten Rahmen statt.

Gipfelgastgeber David Cameron forderte demokratischen Wandel für Syrien, „so dass die Menschen dort eine Regierung wählen können, die sie vertritt und nicht abschlachtet.“ Eine von Großbritannien zum Schutz der syrischen Bevölkerung ins Spiel gebrachte Flugverbotszone lehnte Russland ab.

Gipfelteilnehmer legten Krawatten ab

Positiver äußerten sich die Staatschefs zu einer neuen Freihandelszone zwischen den USA und der EU. José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, kündigte an, dass Verhandlungen über die Details schon nächsten Monat in Washington beginnen sollten. „Die gemeinsame Wirtschaftsleistung der EU und der USA macht die Hälfte des weltweiten Bruttosozialproduktes aus“, betonte US-Präsident Barack Obama, „eine engere Verzahnung wird dieses Verhältnis weiter stärken.“

Die Staatschefs präsentierten sich vor der Kulisse des 5-Sterne-Golfhotels Lough Earne in Nordirland. Die meisten hatten ihre Krawatten abgelegt, Premier Cameron verzichte gar aufs Jackett. Am Nachmittag hatte er mit Obama eine Grundschule in Belfast besucht, in der katholische und protestantische Kinder zusammen unterrichtet werden.

Das hochrangige Zusammentreffen in Enniskillen dürfte als ruhigster G8-Gipfel in die Geschichte eingehen: 8000 Polizisten mussten sich gestern lediglich um vier Demonstrationen und zwei Festnahmen kümmern.