Düsseldorf.

Die dramatischen Hochwasser-Bilder aus Passau zeigen, dass bei Katastrophen jede Helferhand dringend gebraucht wird. Mit dem Ende der Wehrpflicht aber fehlen Soldaten, die Sandsäcke füllen und Gräben ausheben. Es ist die Stunde der Reservisten. In NRW stellt die „Neue Bundeswehr“ deshalb drei feste Reservisten-Kompanien auf, die im Katastrophenfall die Soldaten beim Heimatschutz unterstützen. Brigadegeneral Peter Gorgels, Kommandeur des Landeskommandos NRW, will die 327 Reservisten der neuen Kompanien in Düsseldorf, Unna und Ahlen bis Jahresende einsatzfertig haben.

Das Risiko ist da

Waldbrände, Hochwasser, großflächige Stromausfälle – auch wenn NRW in den letzten zwei Jahren von Großschäden verschont blieb, das Risiko ist da. Die Gefahr, dass nach einem „Black Out“ wie im Münsterland die gesamte Stromversorgung ausfällt, wächst im Zuge der Energiewende. Für diese Fälle sollen die Reservisten in Wehrübungen trainiert werden, um die Profis vom Katastrophenschutz zu unterstützen. Im Herbst ist die erste „Strom-weg-Übung“ geplant. Das langfristige Ziel des Generals: „Reservisten führen Reservisten und bilden Reservisten aus.“ Dafür zahlt der Bund einen Wehrsold und Verdienstausfall.

Derzeit sind 8000 Soldaten aus dem Bundesgebiet im Hochwassereinsatz, weitere 9000 sollen bis zum Wochenende hinzukommen. Wenn der Katastrophenfall vor Ort ausgerufen wird, dürfen Soldaten und Reservisten zum Einsatz. Bundesweit sollen 30 Reservisten-Kompanien aufgebaut werden – bisher arbeiten gerade zehn. Nach der öffentlichen Feier am 14. Juni in der Essener Zeche Zollverein sind es drei Kompanien mehr.

Teil der Bundeswehrreform

Die regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte sind Teil der Bundeswehrreform. Die Reservisten im Heimatschutz werden keine Auslandseinsätze machen, nur freiwillig Dienst schieben und sollen aufgrund ihrer Ausbildung die aktiven Soldaten vollwertig vertreten können. Dazu gehört auch die Bewachung militärischer Anlagen. Durch die Bundeswehr-Reform schrumpft die Zahl der Soldaten auf 180 000 – statt 37 000 Soldaten bleiben an den 26 NRW-Standorten noch 27 000 übrig. Einen Teil der Lücken sollen organisierte Reservisten-Kompanien füllen. Der künftige ehrenamtliche Kommandeur Ruhr, Thomas Nöfer, erwartet, dass er pro Jahr bis zu 20 Tage an Wochenenden im Einsatz ist.

Kompanien in NRW

Die Neuausrichtung der Bundeswehr trifft auch die Kompanien in NRW. Bis 2019 werden 25 Liegenschaften geschlossen. Die Standorte Kerpen und Königswinter werden dicht gemacht. Damit wächst die Bedeutung der 18 500 Reservisten in NRW. Während 17 500 Reservisten aber nur selten zu Übungen geladen werden, stehen 1000 Freiwillige als unverzichtbare „helfende Hände“ oben auf der Reservisten-Liste. In den drei neuen Kompanien werden 300 Kräfte als eiserne Reserve enger gebündelt, um im Katastrophenfall unter Führung des Landeskommandos schnell handlungsfähig zu sein.