Dawson Creek. Die Zweifel an der Fracking-Technologie sind bei Hannelore Kraft nach deren Kanada-Studienreise gewachsen: Die NRW-Regierungschefin, die eine Fracking-Anlage am Rande der Rocky Mountains besuchte, fürchtet tiefe Eingriffe für Mensch und Natur durch das Gas-Verfahren. Sie sehe nicht, wie “in den nächsten Jahren“ in NRW so Gas gewonnen werden könne.
Nordrhein-Westfalens Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) ist nach ihrem Studien-Aufenthalt in Kanada skeptischer als zuvor gegenüber der Fracking-Technologie. Sie sehe nicht, dass „in den nächsten Jahren“ in Nordrhein-Westfalen auf diese Weise Schiefergas aus sehr tiefen Gesteinsformationen gewonnen werden könne, sagte Kraft der WAZ. Fracking bedeute für die Bevölkerung in NRW eine „hohe Belastung“.
Nach ihrem Besuch auf einer Fracking-Station im kanadischen Dawson Creek am Rande der Rocky Mountains wisse sie nun, welche Fragen sich stellten. Dabei gehe es keineswegs nur um die Benutzung giftiger Chemikalien bei dieser Fördermethode. Chemiefirmen in Deutschland haben signalisiert, dass sie sich zutrauen, binnen zwei Jahren ungiftige Förderverfahren zu entwickeln.
Fracking würde in Deutschland deutlich teurer als in Amerika
In Kanada hat Kraft aber studieren können, wie tiefgreifend die Folgen für Mensch und Natur sind. Es müssen neue Straßen gebaut werden, die zu den Fracking-Anlagen hinführen. Diese Anlagen zu installieren, ist extrem laut. Schließlich müssen neue Pipelines verlegt werden. Dafür müssen nach deutschem Recht komplizierte und zeitaufwendige Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Diese Dinge machten Fracking in Deutschland insgesamt „schwierig“ sagte Kraft. Auf jeden Fall wird die Erschließung der Vorkommen erheblich teurer werden als in USA und Kanada.
Fracking hat in den USA und in Kanada einen wirtschaftlichen Boom ausgelöst. Die Gaspreise sind erheblich gesunken, tausende neuer Arbeitsplätze sind entstanden und die Abhängigkeit des amerikanischen Kontinents vom Nahen Osten nimmt ab. Deshalb fördern die Regierungen in USA und Kanada das Fracking, bei dem Gasvorkommen, die in mehreren tausend Metern liegen, mit Hilfe von Wasser, Sand und Chemikalien aus dem Gestein gebrochen werden, in erheblichem Ausmaß.
Wettrennen um die richtige Strategie für die Energiegewinnung
Investitionen in erneuerbare Energien gehen in diesen Ländern hingegen erheblich zurück. Damit bahnt sich zwischen der alten und der neuen Welt ein Wettrennen um die richtige Strategie für die Energiegewinnung an: Weitere Ausbeutung fossiler Energieträger oder konsequentes Setzen auf Erneuerbare Energien.
Nicht nur im sozialdemokratisch dominierten Bundesrat, sondern auch innerhalb der Bundesregierung wachsen die Zweifel am Fracking. Schwarz-gelb hat zum wiederholten Mal die Verabschiedung eines Gesetzentwurfs verschoben, immer mehr Abgeordnete der CDU, besonders aus ländlichen Gebieten, sprechen sich für ein Fracking-Verbot aus. Die Grünen im Bund sind ebenfalls dagegen. Die Bundeskanzlerin pocht nach Protesten von Bierbrauern und Unternehmen wie Gelsenwasser auf den Vorrang der Wasserqualität.
WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz ist einer der Journalisten, der die Studienreise von Hannelore Kraft begleitet. In einer Reportage berichtet er ausführlich vom Ortsbesuch an einer Fracking-Anlage: