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Bahnkunden müssen sich noch für längere Zeit darauf einrichten, dass ICE-Züge in Spitzenzeiten verspätet oder überfüllt fahren. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) blockiert mit Forderungen nach weiteren Brems- und Belastungstests den Einbau von 1200 neuen Achsen in die 64 Züge des Typs ICE 3, die zumeist auf den Strecken vom Ruhrgebiet über Köln und Frankfurt nach Süddeutschland oder auch in die Niederlande eingesetzt werden.
Die Bahn hat der WAZ die erneuten Verzögerungen bestätigt. Solange der Achsentausch, Folge eines Achsbruchs im Kölner Hauptbahnhof im Juli 2008, nicht erfolgen kann, müssen die Triebzüge alle 30 000 Kilometer – etwa einmal im Monat – zum Ultraschallcheck in die Werkstatt. Sie fallen in der Zeit für den Fahrplaneinsatz aus und fehlen vor allem in den Ferien und zu verkehrsreichen Zeiten an Wochenenden. Nach mehreren Ankündigungen, die nicht eingehalten werden konnten, will die Bahn jetzt „seriös keinen Termin nennen“, wann der Engpass beseitigt sein wird.
„Wir haben im Fernverkehr bei der Fahrzeugverfügbarkeit eine extrem angespannte Lage“, räumt Bahnsprecher Hartmut Sommer ein. „Aber für uns ist entscheidend, dass die Zulassung der Achsen ohne Auflagen durch das EBA erteilt wird, damit die engen Ultraschalluntersuchungen entfallen.“ Es stünden „in den kommenden Monaten noch eine Reihe von Prüfungen an, die wir gemeinsam mit der Fahrzeugindustrie angehen“.
Während die Bahn kritisch von einer „Nachweisflut“ spricht, die das Eisenbahnbundesamt verlange, zeigt die Fahrgastorganisation ProBahn Verständnis für Extratests und Probefahrten. „Mit diesen Achsen werden Höchstgeschwindigkeiten bis Tempo 300 gefahren. Es geht um Sicherheit für die Fahrgäste“, sagt ihr Sprecher Lothar Ebbers.
Ebbers kennt aber auch die Folgen der verzögerten Umrüstung für die Kunden. „Vor allem in den Spitzenzeiten muss mit überfüllten Zügen gerechnet werden“ – wenn zum Beispiel, wie nicht selten, statt zwei Zugteilen nur einer an den Bahnsteig rollt. Verschärfend wirkt, dass die Bahn AG auch die neuen ICE-Velaro-Züge nicht so zeitig wie erwartet einsetzen kann. Sie waren unter anderem als Verstärkung für die ICE-Linie 47 Dortmund-Köln-Stuttgart gedacht.
Der Achsbruch 2008, der auf dünne Konstruktionen zurückzuführen war, soll den Staatskonzern bisher 250 Millionen Euro gekostet haben.