Düsseldorf.

Trotz sinkender Schülerzahlen in Nordrhein-Westfalen dürfen mindestens bis zum Jahr 2018 keine Lehrerstellen gestrichen werden, um wichtige rot-grüne Reformvorhaben nicht zu gefährden. Diese Forderung an die rot-grüne Landesregierung untermauert die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit einer Studie. Nach dem Gutachten des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm wären über die derzeit 166 000 Stellen hinaus sogar weitere 4300 nötig, um etwa kleinere Klassen oder mehr Ganztagsunterricht zu erreichen.

Nach Angaben Klemms, der sich auf offizielle Statistiken stützt, werden die Schülerzahlen in NRW bis zum Jahr 2020 von 2,7 auf 2,3 Millionen sinken. Rein rechnerisch bedeute dies, dass damit 23 200 Lehrer-Vollzeitstellen überflüssig wären. SPD und Grüne haben sich darauf verständigt, diese sogenannten „Demografiegewinne“ zumindest bis 2015 „im System“ zu belassen, sprich: in den Schulen.

„Zu früh angesetzt“

Der GEW reicht das nicht. „Dieser Zeitpunkt ist viel zu früh angesetzt“, kritisiert Landeschefin Dorothea Schäfer, die zunächst bis zum Ende der Legislaturperiode – also bis 2018 - eine Garantie gegen Stellenabbau verlangt. Sie verweist auf das Gutachten. Danach wären allein 27 500 Stellen notwendig, um die rot-grünen Bildungsprojekte umzusetzen.

Laut Klemm werden allein für die Umsetzung der Inklusion, also den gemeinsamen Unterricht mit behinderten Kindern, bis zum Jahr 2020 rund 4100 Stellen benötigt. Über 5500 Stellen sind nach der Studie für den Ausbau des Ganztags unverzichtbar, 6250 für eine verbesserte Schüler-Lehrer-Relation, 4000 für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie 7500 Erzieherinnen-Stellen für den Krippenausbau, den Klemm in seine Prognose mit eingerechnet hat. Schäfer bemängelte, dass in NRW im Durchschnitt aller Schulformen auf einen Lehrer 16,4 Schüler kommen. Damit liege das Land hinter Schleswig-Holstein (16,5) bundesweit auf dem vorletzten Platz. Am besten schneidet Thüringen mit 12,3 Schülern pro Lehrer ab.