Tripoli. .

Bei den schwersten Kämpfen im Libanon seit Ende des Bürgerkriegs 1990 sind in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli bisher mindestens 24 Menschen getötet und über 200 verletzt worden. Beide Seiten setzten Maschinengewehre und schwere Waffen ein. Innerhalb von 24 Stunden zählten die libanesischen Sicherheitskräfte mehr als 1200 Einschläge von Mörsergranaten oder Panzerfäusten zwischen der alawitischen Pro-Assad-Enklave Jabel Mahseen und dem angrenzenden Sunnitenviertel Bab al-Tebbaneh. Seit sich die Hisbollah in der letzten Woche offen zur Kriegspartei in Syrien an der Seite des Regimes erklärt hat, eskalieren die Spannungen im Libanon.

Heftige Kämpfe in Kussair

In der grenznahen syrischen Stadt Kussair gingen die schweren Kämpfe auch gestern weiter, ohne dass eine der beiden Seiten die Oberhand erringen konnte. Die syrischen Rebellen riefen ihre Kämpfer aus dem ganzen Land auf, Kussair gegen Assads Armee und die Hisbollah zu verteidigen.

Unterdessen beriet die „Nationale Koalition“, der tief zerstrittene Dachverband der syrischen Opposition, in Istanbul über die von den Vereinigten Staaten und Russland geplante internationale Syrien-Konferenz, die nun wohl in der zweiten Juniwoche stattfinden soll. Im Vorfeld des dreitägigen Kongresses hatte der kürzlich zurückgetretene Chef der „Nationalen Koalition“, der aus Damaskus stammende sunnitische Geistliche Moaz al-Khatib, auf seiner Facebook-Seite Präsident Bashar al-Assad und seiner gesamten Familie sowie 500 seiner engsten Getreuen freien Abzug und freies Geleit zugesagt.

Die Vorschläge stießen jedoch bei seinen Oppositionskollegen auf nahezu einhelligen Widerstand. Auch Assad lehnt Rücktritt und Exil nach wie vor kategorisch ab. Dennoch ließ das Regime in Damaskus gestern durch seinen Moskauer Verbündeten erstmals erklären, man sei „im Prinzip“ bereit, an der internationalen Syrienkonferenz teilzunehmen.