Berlin.
Neu-Einwanderer in die Bundesrepublik haben laut einer Studie inzwischen ein höheres Bildungs- und Qualifikationsniveau als die deutsche Bevölkerung. So haben heute 43 Prozent der Neuzuwanderer zwischen 15 und 65 Jahren einen Meister-, Hochschul- oder Technikerabschluss. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund gilt dies nur für 26 Prozent, heißt es in einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Die Stiftung plädiert ausdrücklich für noch mehr Zuwanderung Qualifizierter nach Deutschland – auch aus Nicht-EU-Staaten.
Nach der Analyse des Arbeitsmarktforschers Herbert Brücker ist das Qualifikationsniveau der Zuwanderer nach Deutschland seit dem Jahr 2000 langsam aber stetig gestiegen. Das in der Öffentlichkeit immer noch existierende Bild, es kämen nur Geringqualifizierte aus dem Ausland nach Deutschland, stimme so nicht mehr, sagte Brücker. Er sprach von einer „neuen Struktur der Zuwanderung“. Der Sozialstaat werde vom Zuzug Qualifizierter nicht belastet. Vielmehr profitierten die Sozialkassen wie Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung davon. Diese „Wohlfahrtsgewinne“ würden umso größer ausfallen, je mehr qualifizierte Einwanderer nach Deutschland kämen.
Der Forscher widersprach auch der These, mehr Zuwanderung drücke automatisch das Lohnniveau in Deutschland. Ohne Einwanderung werde das Potenzial an Erwerbstätigen bis 2050 von heute 45 auf 27 Millionen sinken.
Die deutsche Einwanderungspolitik folge vom Grundsatz her immer noch der Logik des Anwerbestopps aus den 70er-Jahren, kritisiert die Studie. „Wir schaffen eine rechtliche Ausnahme nach der anderen, anstatt Einwanderung als erwünscht und normal zu betrachten“, erklärte Bertelsmann-Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Im Jahr 2011 seien nur 17 000 der mehr als 300 000 Einwanderer als Fachkräfte von außerhalb der EU gekommen. Zudem hätten vier von zehn so genannten Drittstaatlern, die 2009 nach Deutschland gekommen seien, das Land schon wieder verlassen. „Es kommen zu wenige, und die wenigen bleiben nicht lange genug.“ Die Zukunft der qualifizierten Einwanderung liege aber außerhalb der EU, erklärte Dräger.