Essen. Der frühere Kanzlerberater Egon Bahr berichtet, wie die Abstimmung mit der Sowjetführung funktionierte: direkt und zuverlässig übers Telefon. Auch Helmut Kohl wollte darauf später nicht verzichten.
Seit dem Jahr 1970 bestand zwischen Bonn und Moskau, jenseits aller diplomatischen Drähte, ähnlich wie zwischen Moskau und Washington ein „schwarzer Kanal“ für geheime Mitteilungen. „Er war dicht, hat Vertrauen geschaffen“, sagt der frühere Brandt-Berater Egon Bahr. „Alle Mitteilungen stimmten“. Auch der Hinweis, Wehner sei ein „Verräter“, sei über dieses Telefon gekommen.
In seinem Buch „In meiner Zeit“ nennt Bahr Details: Es gab Telefonnummern. Am andere Ende der Leitung saßen „Leo“ und „Slawa“. Nur fünf Personen waren mit der Betreuung der geheimen Verbindung befasst. Sogar eine Attentatswarnung erfolgte auf diesem Weg.
Bahr hat den Kanal nach Brandts Rücktritt unter Kanzler Helmut Schmidt weiter betraut. Beim Machtwechsel 1982 fragte er Helmut Kohl, ob er den Kanal weiter nutzen wolle: „Meine Antwort heißt Ja“, hat Kohl gesagt. Bahr darauf zu Brandt: „Ich glaube, was die Ostpolitik angeht, ist unser Schicksal in guten Händen.“