Neu Delhi. Seit mehr als elf Jahren regiert Hamid Karsai Afghanistan. Immer wieder wird er verdächtigt, die Verfassung aushebeln und im kommenden April ein drittes Mal als Präsident kandidieren zu wollen. Dem erteilt er nun eine klare Absage: Er sei erschöpft und wolle in Rente gehen.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai will nach der Wahl im April 2014 seinen Worten zufolge in den politischen Ruhestand gehen. "Ich bin erschöpft", sagte der seit Ende 2001 amtierende Staats- und Regierungschef am Mittwoch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. "Ich möchte in Rente gehen."
Mit einer dritten Amtszeit würde er außerdem sein "politisches Vermächtnis zunichtemachen". Unter keinen Umständen werde er länger an der Macht bleiben. Der 55-Jährige widersprach damit erneut Spekulationen, er könnte entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit anstreben. Die Verfassung erlaubt nur zwei Amtsperioden.
Nächste Präsidentschaftswahl am 5. April 2014 geplant
Karsai war 2009 zum zweiten Mal als Präsident bestätigt worden. Die Wahl war allerdings von Betrug überschattet und international kritisiert worden. Die nächste Präsidentschaftswahl ist für den 5. April kommenden Jahres geplant. Ende 2014 läuft dann der Einsatz der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf aus.
Karsai sagte vor Journalisten zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs in Neu Delhi, er erwarte nicht, dass sein Land nach 2014 den Weg des Iraks einschlagen werde. Konflikte in Afghanistan seien nie zwischen Schiiten und Sunniten ausgetragen worden. "Aber wir befürchten die Fortsetzung des Terrorismus, der uns jetzt seit Jahren betrifft."
Karsai kritisiert immer wieder Pakistan
Auf die Frage, ob er wisse, wo Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar und Al-Kaida-Anführer Aiman al-Sawahiri sich aufhielten, sagte Karsai: "Wir alle wissen, wo sie sind." Weitergehende Aussagen wollte er nicht treffen. Karsai hat Pakistan in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen, Extremisten Unterschlupf zu gewähren. Karsai sagte zu möglichen Verhandlungen mit den Aufständischen: "Wir haben Kontakte zu den Taliban." Ein echter Friedensprozess könne allerdings nur mit Unterstützung Pakistans in Gang kommen. (dpa)