Paris..
Die „Homo-Ehe“ in Frankreich hat nach hitzigen Debatten alle parlamentarischen Hürden genommen und mit der Unterschrift des Staatschefs offiziell Gesetzeskraft erlangt. Von einem Ende des erbitterten Streits kann trotzdem keine Rede sein. Nun riskieren etliche konservative Bürgermeister, die zugleich Standesbeamte sind, den Eklat. Indem sie gleichgeschlechtlichen Paaren die Trauung in ihren ehrwürdigen Rathäusern verweigern wollen, proben die mit der Trikolore geschmückten Amtsträger den offenen Gesetzesbruch.
Jacques Remiller, Stadtoberhaupt von Vienne im Département Isère, ist einer dieser „Rebellen“. In einem Brief an Präsident Francois Hollande pocht der Bürgermeister der 29 000-Einwohner-Stadt auf die „Freiheit seines Gewissens“. Er und die Seinen im Führungsstab lehnten es daher geschlossen ab, „die Eheschließung von Menschen gleichen Geschlechts zu feiern“.
„Bürgermeister für die Kindheit“
In dieselbe Kerbe schlägt Michel Villedey, der Bürgermeister des 1100-Seelen-Örtchens Thorigné-d’Anjou (Maine-et-Loire). Der Mann, Präsident der örtlichen Winzervereinigung und unerschütterlich im katholischen Glauben, bekennt in einem Zeitungsinterview, dass Heirat für ihn nur existiere zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts. Seine fanatische Entschlossenheit verteidigt er so: „Wenn ich dafür ins Gefängnis muss, nun gut, dann werde ich eben gehen und hoffen, dass es gute Geister gibt, die mir Orangen bringen werden.“ Zusammengeschlossen haben sich diese Gegner der „Homo-Ehe“, allesamt vom Volk gewählte Repräsentanten der Fünften Republik, in der Vereinigung „Bürgermeister für die Kindheit“. Sie wenden sich in erster Linie gegen die gesetzliche Regelung, die schwulen und lesbischen Paaren die Adoption von Kindern und den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin erlaubt.
Ein Ende des Streits über „Ehe für alle“ ist nicht abzusehen. Während die Befürworter des Gesetzes ihren hart errungenen parlamentarischen Sieg gestern mit einem bunten Konzert an der Bastille feierten, jenem symbolträchtigen Ort, an dem 1789 die französische Revolution ausbrach, rufen die Gegner für kommenden Sonntag zu einer Großkundgebung im ganzen Land auf.
Drei Tage danach wird die Republik auf jeden Fall eine Premiere erleben. Hélène Mandroux, die sozialistische Bürgermeisterin von Montpellier, kündigte an, am 29. Mai die erste Trauung eines gleichgeschlechtlichen Paares vornehmen zu wollen.