Berlin.. .
Die einen feiern einen Durchbruch, die anderen sind entsetzt: Forscher in den USA haben nach eigenen Angaben erstmals menschliche Klon-Embryonen hergestellt und daraus Stammzellen gewonnen. Sie nutzten dazu ein Verfahren, das auch zum Klonschaf Dolly führte, möchten aber ausdrücklich keine Klonmenschen erschaffen. Die neuen Zellen könnten theoretisch in jede beliebige Art von Körperzellen transformiert werden – und so künftig einmal kranke oder verletzte Zellen ersetzen.
Deutsche Forscher und Politiker reagierten skeptisch oder empört auf die Veröffentlichung. Sie bezweifeln, dass die Methode bei der Behandlung von Krankheiten helfen könnte und weisen auch auf ethische Probleme hin.
Der Bonner Stammzellforscher Oliver Brüstle warnte „vor zu viel Hype“. „Ich bin skeptisch, ob uns das im therapeutischen Bereich weiterbringt“, sagte er gestern. Er verwies auf alternative Methoden wie etwa das Rückprogrammieren ausgewachsener Zellen in den Embryonalzustand.
Auch ethisch seien die neuen Forschungen problematisch. Es stehe die Frage im Raum: „Dürfen solche ‘Forschungsembryonen’ hergestellt werden?“ Das jetzt veröffentlichte Experiment „wäre in Deutschland verboten durch das Embryonenschutzgesetz“, betonte der Wissenschaftler.
Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, der SPD-Politiker Wolf-Michael Catenhusen, hält den Ansatz der US-Forscher für gefährlich. „Es wird ein Embryo im ersten Stadium erzeugt und anschließend zerstört“, sagte er der „Welt“. Ähnlich argumentiert Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland: Auch um hochrangiger Ziele willen sei es nicht statthaft, „dass Embryonen ausschließlich mit dem Ziel erzeugt werden, als medizinischer Rohstoff bereitzustehen“.
Der forschungspolitische und der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Rupprecht und Jens Spahn, erklärten in einer Mitteilung: „Versuche, menschliches Leben zu klonen, sind mit der Menschenwürde unvereinbar.“ Der stellvertretende forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, René Röspel, warnte vor übertriebenen Berichten über Heilungschancen, die nur „Scharlatanen und Kriminellen“ helfen würden.