Damaskus.
Erstmals seit zwei Jahren gehen die beiden globalen Gegenspieler USA und Russland aufeinander zu und scheinen ihre erbitterte Konfrontation zu lockern. Denn spätestens seit Giftgasverdacht und israelischen Luftangriffen dürften Weißem Haus und Kreml in Fragen der syrischen Tragödie gleichermaßen klar geworden sein, das Kriegsgeschehen wird nur eine einzige Richtung nehmen – die der weiteren Eskalation. Dann versinkt das einstige Syrien endgültig in Rauch und Trümmern. Die regionalen Spannungen könnten sich in einem Flächenbrand entladen. Und das Gebiet zwischen Damaskus und Aleppo würde zu einem permanenten Unruheherd mutieren, der auf die gesamte regionale Nachbarschaft ausstrahlt und als neue Drehscheibe von Al Qaida fungiert. Deren teuflischer Terror aber wird sich nicht nur gegen Amerika richten, sondern auch gegen Russland.
Diese düsteren Aussichten haben das strategische Kalkül beider Seiten verändert. US-Präsident Barack Obama macht seit Monaten demonstrativ klar, dass die USA sich nach Irak und Afghanistan nicht in ein weiteres militärisches Großrisiko hineinziehen lassen möchten – eine Zurückhaltung, die neue Spielräume im Dialog mit Moskau schafft. Denn der Kreml sieht seinen Verdacht besänftigt, die westliche Supermacht suche einzig nach einem Vorwand, um wie in Libyen mit seiner Feuerkraft auf Seiten der Rebellen einzugreifen.
Im Gegenzug scheint sich die russische Führung inzwischen mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass sie Bashar al-Assad wohl fallen lassen muss, soll es irgendeine Chance geben, Syriens Drama zu beenden. Noch haben die prinzipiellen Hardliner um Präsident Wladimir Putin nicht eingelenkt, doch der Einfluss der Pragmatiker wie Premier Dmitri Medwedew und Außenminister Sergej Lawrow wächst. Beide würden den syrischen Präsidenten opfern, wenn dies den Weg eröffnet für einen Waffenstillstand und eine nationale Übergangsregierung ohne Kapitulation des Regimes.