Hagen. .
Das Geld der deutschen Sparer verliert künftig noch schneller an Wert. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) gestern den Leitzins von 0,75 Prozent auf das Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt hat, dürften auch die Sparzinsen der deutschen Banken und Sparkassen noch tiefer fallen. Schon heute zahlen die meisten Geldhäuser auf Sparbücher und Tagesgeldkonten weniger Zinsen als das Geld durch die allgemeinen Preissteigerungen an Wert verliert. Freuen dürfen sich dagegen Häuslebauer und Autokäufer, denn auch die Zinsen für Darlehen dürften weiter sinken.
„Der Abstand der Sparzinsen zur Teuerungsrate wird noch größer“, sagt Ansgar Belke, Finanzwissenschaftler an der Uni Essen-Duisburg und EZB-Berater. Er hält die Entscheidung für einen Fehler, sie bedeute „eine Umverteilung von den Sparern in Nordeuropa zu den Sparern im Süden“. Denn die Banken in den Krisenländern zahlen trotz des historisch niedrigen Leitzinses deutlich höhere Zinsen, um die dort misstrauisch gewordenen Kunden zu halten und neue zu locken.
Hiesige Sparkassen und Versicherer hatten vor einer „Enteignung“ der deutschen Sparer gewarnt. Kanzlerin Angela Merkel erklärte, für Deutschland müsste der Leitzins „eigentlich erhöht werden“. Die EZB senkte ihn dennoch, und ihr Präsident Mario Draghi schloss auch weitere Senkungen nicht aus.
Er hofft, so die Wirtschaft in Südeuropa anzukurbeln. Zum Leitzins können sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen. Je niedriger er ist, umso günstiger kommen sie an frisches Geld, das sie dann als Kredite an Unternehmen und Bürger weitergeben können.
Jedoch hat das bisher nicht funktioniert. Weil in Südeuropa auch Firmen höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen als in Nordeuropa, profitieren sie kaum vom Leitzins. „Die Politik des billigen Geldes ändert nichts an den strukturellen Problemen der Krisenstaaten“, sagt Belke.