Pjöngjang/Seoul. .
Bis zum Schluss hatte Han Jae-kwon auf Einsicht in Pjöngjang gehofft. „Im Schweiße unseres Angesichts haben wir die Kaesong-Industriezone errichtet und offiziellen Zusicherungen vertraut, frei arbeiten zu dürfen“, beklagte sich der Leiter des Unternehmerverbands der 123 südkoreanischen Firmen, die sich in der Sonderwirtschaftszone auf nordkoreanischem Boden niedergelassen hatten. „Eine tragische und traurige Realität, dass wir nun nicht mehr zu unseren Fabriken dürfen.“
Bereits Anfang des Monats hatte Pjöngjang die „vorübergehende Schließung“ des Industriekomplexes von Kaesong ankündigt, südkoreanischen Pendlern den Zugang zur Anlage versperrt und wenige Tage später auch die 50 000 nordkoreanischen Arbeiter abgezogen. Einige Hundert südkoreanische Unternehmer harrten dennoch aus und hofften, die jüngsten Spannungen um Nordkoreas Atomprogramm würden schon wieder abklingen.
Hunderte Unternehmer harrten aus
Schließlich war es nicht das erste Mal, dass Pjöngjang die Industriezone abriegelte - und sie dann wieder eröffnete. Doch nun ließ das Regime in Pjöngjang ein 24-stündiges Ultimatum der südkoreanischen Regierung verstreichen. Die nordkoreanische Führung um Diktator Kim Jong-Un wies das Gesprächsangebot aus Seoul als „arglistig“ zurück. Nun fordert die südkoreanische Regierung sämtliche noch verbliebenen Unternehmer zum Abzug von Kaesong auf. Am Samstag kehrten 125 Südkoreaner aus der grenznahen Sonderwirtschaftszone zurück. Die letzten 50 Unternehmer werden heute Kaesong verlassen.
Kaesong ist das letzte verbliebene Symbol der Sonnenscheinpolitik des inzwischen verstorbenen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung. Als Zeichen des guten Willens hatte er Nordkoreas damaligem Diktator Kim Jong-Il 2004 die Sonderwirtschaftszone Kaesong abgerungen, eine gemeinsam betriebene Industriezone auf nordkoreanischem Boden, nur zehn Kilometer vom Süden entfernt.
Arbeitsplätze und Devisen
Den Nordkoreanern sollte Kaesong Arbeitsplätze und Devisen bringen. Der Süden erhoffte sich mehr Kooperation von Pjöngjang bei den damals noch laufenden Atomgesprächen. „Wandel durch Handel“, lautete die Maxime Seouls. Für diese Entspannungspolitik erhielt Kim Dae-jung damals den Friedensnobelpreis. Nun ist es auch mit dem letzten Versuch der gegenseitigen Annäherungen vorbei - zumal Pjöngjang in diesen Tagen militärisch auf noch mehr Konfrontation setzt.
Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete am Sonntag, dem Ende des vergangenen Jahres festgenommenen US-Bürger Pae Jun Ho werde bald vor dem Obersten Gericht der Prozess gemacht. Pae war nach nordkoreanischen Angaben am 3. November als Tourist in das abgeschottete Land eingereist.