Bottrop. . Die Piratenpartei in NRW will mit einem neuen Landesvorstand aus ihrer seit Monaten anhaltenden Flaute herauskommen. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von zwei Stimmen wurde der Düsseldorfer Patrick Schiffer beim Parteitag in Bottrop zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.

Patrick Schiffer ist zum neuen Chef der nordrhein-westfälischen Piratenpartei gewählt worden. 133 Stimmen von 254 gültigen Stimmen erhielt der Screendesigner, der erst vor gut einem Jahr zu den Piraten gestoßen war. Der frühere Landeschef Michele Marsching, auf den 131 Stimmen entfielen, musste erneut eine empfindliche Niederlage einstecken.

Vorbehalte gegen die erneute Kandidatur Marschings

Schiffer war der Öffentlichkeit bis zum Parteitag völlig unbekannt. In seiner Rede warb er vor der Landespartei, die zuletzt durch Affären und internen Streitereien immer wieder zurückgeworfen worden war, um mehr Teamgeist und Zusammenarbeit. "Ich kann soziale Kompetenz", rief er. Seine Wahl bezeichnete der 40-Jährige, der durch politische Initiativen bisher kaum aufgefallen war, als großen Schritt. "Ich werde diesen Weg weitergehen und mich zu einem politischen Menschen entwickeln."

Die Vorbehalte gegen die erneute Kandidatur Marschings, der als mit Abstand bekanntester NRW-Pirat gilt, waren beim "Kandidatengrillen" deutlich geworden. Viele Mitglieder machten in ihren Wortbeiträgen klar, dass sie den 34-jährigen Landtagsabgeordneten aus Weeze nicht gleichzeitig an der Parteispitze sehen wollten. Nur mit einer Trennung von Amt und Mandat könnten Interessenkonflikte vermieden werden, hieß es immer wieder. Auch seine Forderung nach einer "Professionalisierung" der Vorstandsarbeit, zu der laut Marsching auch eine Bezahlung der Parteispitze gehört, nutzte ihm am Ende nichts.

Nach den Wirren um die Parteifinanzen vor einem Jahr, als die damalige Schatzmeisterin Nadine Krämer den Piraten keine Unterlagen präsentieren konnte, hat ihre Nachfolgerin Stephanie Nöther die Parteikasse weitgehend geordnet. Der Parteitag sprach Krämer nachträglich eine Teilentlastung aus, allerdings muss ihre Bilanz für das erste Halbjahr 2012 noch nachgearbeitet werden. Laut Nöther stehen die Piraten in NRW mit einem Kassenstand von 500.000 Euro finanziell gesund da.

Mehrere Mitglieder des alten Vorstands um Parteichef Sven Sladek hatten nicht mehr für eine Wiederwahl kandidiert. Der Soester Sladek sprach von einem "turbulenten Jahr", in dem auch "diverse private Probleme" die Arbeit im Vorstand erschwert hatten. Ex-Parteivize Ralf Gloerfeld, der ebenfalls nicht mehr antrat, sagte: "Ich muss mir Gedanken machen, ob das noch da ist, was mich bewogen hat, in die Piratenpartei einzutreten." Momentan könne er das nicht mehr erkennen.