Stuttgart. .

Begleitet von heftiger Kritik an seinen früheren Äußerungen über Intimitäten mit Kindern hat der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit (68) den Theodor-Heuss-Preis erhalten. In seiner Dankesrede im Stuttgarter Neuen Schloss distanzierte sich der langjährige Europa-Abgeordnete von seinen Aussagen in den 70er- und 80er-Jahren und betonte, er habe sich nie an Kindern vergriffen: „Kritisiert mich für das, was ich geschrieben habe, bis zu meinem Tod – aber jagt mich nicht für etwas, was ich nicht getan habe.“

Seine damaligen Äußerungen – etwa über erotische Spiele mit Kindern – seien eine „unerträgliche Provokation“ und hätten „so nicht geschrieben werden dürfen“. Cohn-Bendit ordnete sie ein in den historischen Kontext der 68er-Bewegung, die von Tabu-Brüchen geprägt gewesen sei.

Ausgelöst hatte die Debatte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, der seine Festrede für Cohn-Bendit abgesagt hatte. Er wolle den Eindruck vermeiden, das Gericht billige Aussagen wie die von Cohn-Bendit.

In seinem Grußwort warb Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für Verzeihen, auch wenn die Äußerungen seines Parteifreundes „höchst prekär“ und „unakzeptabel“ seien. Vertreter eines Opfer-Verbandes und die Junge Union (JU) kritisierten vor der Veranstaltung die Ehrung des 68-jährigen Cohn-Bendit. Mit „Schämt Euch“-Rufen empfingen etwa 70 Demonstranten die Gäste der Veranstaltung, die von CDU und FDP boykottiert wurde. Beide Landtagsparteien hatten die unabhängige Stiftung aufgefordert, in diesem Jahr die Ehrung abzusagen. Sie kritisierten, Kindesmissbrauch werde verharmlost und die Opfer würden verhöhnt.