London. .

Selbst der Glockenklang von Big Ben verstummt heute, wenn eine Pferdekutsche den Sarg von Margaret Thatcher zur feierlichen Beisetzung durch die Londoner Innenstadt zieht. Doch die pompöse Zeremonie macht viele Thatcher-Kritiker so wütend, dass 4000 Polizisten den Trauerzug vor Demonstranten sichern sollen. Das Argument der Gegner: Ein Abschied in Würde passt nicht zu der verheerenden politischen Bilanz der ehemaligen Premierministerin.

Als Winston Churchill starb, trug ein Boot den Leichnam auf schwarzem Samt über die Themse. Den monumentalen Bildern von einst werden die Szenen, die sich heute in London abspielen, in nichts nachstehen. Thatcher bekommt – auf eigenen Wunsch – zwar kein Staatsbegräbnis wie Churchill einst, doch der Unterschied ist nicht mehr als eine Formalie: Die britische Regierung plant den letzten Weg der Eisernen Lady („Operation True Blue“) mit derselben Opulenz an festlichen Requisiten.

2000 geladene Gäste aus der ganzen Welt und Millionen Fernsehzuschauer bekommen dabei einen Einblick, wie sich die kontroverse Politikerin in Erinnerung behalten will – nämlich als starke, erfolgreiche Kriegerin.

2000 geladene Gäste

Thatcher selbst hat die Feier mit der betont militärischen Komponente bis ins kleinste Detail festgelegt. Über 700 Soldaten flankieren auf ihren Wunsch den Sarg, Veteranen des Falkland-Krieges spielen dabei eine Hauptrolle. Vier Kilometer ziehen sie den Sarg durch London in die Kathedrale St. Paul’s, wo der amtierende Premierminister David Cameron während der Zeremonie aus dem Johannes-Evangelium lesen wird. Thatcher hat sich für die Feier außerdem Passagen aus „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms und Kompositionen von Johann Sebastian Bach gewünscht. Queen Elizabeth und Prinz Philip werden unter den Trauergästen sein.

Kritiker laufen indes Sturm gegen Umfang und Art der Inszenierung. Über Facebook und andere soziale Netzwerke haben sich Hunderte zu lautstarken Protesten verabredet. Schon vor dem Attentat beim Boston-Marathon am Dienstag hat die Polizei einen Ring aus Stahl-Bögen um die Stadt gezogen; Geschäfte entlang der Route sind angewiesen, ihre eigenes Sicherheitspersonal zu verstärken und potenzielle Wurfgeschosse aus den Auslagen zu entfernen. Die Proteste zeigen, wie umstritten Thatchers Erbe auch heute noch ist. „Sie hat das Land zerstört, die Produktionsstätten auf ein Drittel zusammengestrichen“, wettert etwa der Abgeordnete George Galloway, „sie hat uns in die missliche Lage gebracht, in der wir heute sind.“

„Die Hexe ist tot“

In London trafen sich Samstag rund 3000 Kritiker am Trafalgar Square, um das Ende der Eisernen Lady zu „feiern“. Als Protestlied haben sich die Demonstranten den Song „Ding-Dong! The Witch Is Dead“ („Die Hexe ist tot“) aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ ausgesucht. Der Hit aus dem Jahr 1939 kletterte auf Platz 2 der britischen Hitparade.