Duisburg/Berlin. . Gut ausgebildete Zuwanderer zieht es immer häufiger nach Deutschland. Deutschland sei zu einem „Magnet für gut qualifizierte Zuwanderer aus der EU“ geworden, heißt es in einem am Freitag in Berlin vorgestellten Expertengutachten. Bundespräsident Gauck warb bei der Übergabe des Berichts für eine sachliche Zuwanderungsdebatte.

SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert ein Sofortprogramm des Bundes zur Unterstützung von Städten, die durch die Armutszuwanderung aus Südosteuropa Probleme haben. „Wir reden über einen zweistelligen Millionenbetrag, den der Bund zur Verfügung stellen muss“, sagte Gabriel in Duisburg. Die Städte dürften nicht mit den Kosten des „Integrationsversagens“ allein gelassen werden.

Gabriel: „Wenn Sie einen verwahrlosten Stadtteil haben, dann haben Sie auch verwahrloste Köpfe und verwahrloste Seelen bei den Menschen.“ In Duisburg leben nach Schätzung der Stadt rund 7000 Bulgaren und Rumänen, mehr als 1500 kamen 2012. Viele der so genannten Armutsflüchtlinge — oft Roma – wohnen auf engstem Raum in heruntergekommenen Häusern. Die lebensunwürdigen Umstände lösen in der Nachbarschaft Frust aus.

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Jeder Fünfte mit Hochschulabschluss

Deutschland hat 2012 über eine Million Zuwanderer angezogen, im Saldo 400 000 Menschen. Sie sind im Schnitt zehn Jahre jünger als die Bundesbürger, jeder Fünfte hat einen Hochschulabschluss. Das gilt auch für Rumänen und Bulgarien. Im Alter zwischen 25 und 44 Jahren würden sie zu 72 Prozent ihr Geld selbst verdienen. Das Ausmaß der Zuwanderung aus beiden Ländern werde überschätzt. Die Debatte habe „Schlagseite“, der Sozialtourismus sei „eher gefühlt als real“.

Das ist das Ergebnis des Jahresgutachtens des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Armutswanderung sei die Ausnahme, „nicht die Regel“, sagte SVR-Vorsitzende Christine Langenfeld in Berlin.

Bundespräsident Gauck forderte bei der Vorstellung des Berichts, eine „rationale, auf Fakten gestützte Debatte zur Norm“ zu machen. Langenfeld sagte, sie könne nicht ausschließen, dass es zu Armutswanderungen komme, wenn das Wohlstandsgefälle anhalte. Zumal für Rumänien und Bulgarien die volle Freizügigkeit erst 2014 greift.