Berlin.. Tüten, Plastik, Netze – 140 Millionen Tonnen Abfall treiben in den Ozeanen. „Müllteppiche unvorstellbaren Ausmaßes auf den Ozeanen“ seien eine ernste Bedrohung, erklärte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU). Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich auf einer internationalen Konferenz in Berlin auf Strategien gegen die Vermüllung der europäischen Meere verständigt.
Die Weltmeere werden immer mehr zu einer riesigen Müllkloake. „100 bis 140 Millionen Tonnen Müll liegen in den Weltmeeren. Zum Teil sind Müllstrudel aus dem Weltall erkennbar“, sagt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). „Das ist ein Güterzug vollgepackt mit Meeresmüll von hier zum Mond und halb zurück.“
Tüten, Fischernetze und alles, was so auf Schiffen über Bord geworfen wird, treibt auf hoher See. Ein immer größeres Problem sind die Mikroplastikpartikel. Sie werden von Fischen und Vögeln verschluckt – und landen über den Fischkonsum letztlich auch im Körper der Menschen.
Riesige Müllteppiche
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hat nun angekündigt, sich verstärkt gegen die zunehmende Vermüllung der Meere einzusetzen. „Müllteppiche unvorstellbaren Ausmaßes auf den Ozeanen sind ein klarer Beweis dafür, dass wir diese Bedrohung bisher nicht ernst genug genommen haben“, sagte Altmaier am Freitag in Berlin, wo eine internationale Konferenz über geeignete Rezepte gegen die Vermüllung der Ozeane beriet.
Pläne für eine Plastiktütensteuer oder sogar ein Verbot lehnte Altmaier ab. Mit Blick auf die hohe Menge an Plastikmüll in vielen EU-Ländern, der über die Flüsse auch in die Meere gelangt, sagte er: „Ich bin sehr dafür, die Recyclingquote zu erhöhen.“ Altmaier betonte, dass 80 Prozent des Meeresmülls nicht von Schiffen, sondern von Land stammten. Es müsse auch auf europäischer Ebene geschaut werden, was hier getan werden könne. Die EU-Kommission kann sich wie das Umweltbundesamt vorstellen, dass Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden dürfen.
Umweltbundesamt-Chef Flasbarth will erreichen, dass Drogerien, Kaufhäuser und Bekleidungsläden Plastiktüten künftig nicht mehr kostenlos abgeben. Die Grünen pochen auf eine Abgabe von 22 Cent pro Tüte. Auf jede Person kommen in Deutschland laut UBA 71 Plastiktüten pro Jahr, in Bulgarien sind es 421 Stück, der EU-Schnitt liegt bei 198 Tüten. In Irland ist durch eine 44-Cent-Abgabe die Quote auf 18 Tüten zurückgegangen.
Probleme durch Kosmetika
Ein zunehmendes Problem sind auch Kosmetikprodukte, Duschbäder und Zahncremes, die winzige Kunststoffkügelchen für eine bessere Reinigungswirkung enthalten. Sie können über das Abwasser in die Meere gelangen, da Kläranlagen diese Stoffe nicht herausfiltern können. Auch bei Fleece-Pullis gelangen beim Waschgang Kunststofffasern oft in die Umwelt, auch sie werden in Kläranlagen nicht herausgefiltert.
„Hinzu kommt natürlich der ganze Müll in der Schifffahrt, sei es bei Kreuzfahrten oder Containerschiffen, der über Bord geworfen wird“, betont Flasbarth. Er fordert eine Pflicht für alle EU-Häfen, die Abfallgebühren in die Hafengebühren zu integrieren, wie es in den Ostseehäfen schon der Fall sei. „Das heißt, man kann keine Kosten vermeiden, wenn man den Abfall vor dem Hafen über Bord wirft.“ Dadurch sei hier das Müllaufkommen aus der Schifffahrt deutlich zurückgegangen.
Pfandpflicht für Fischernetze?
Damit sich nicht immer mehr Vögel, Fische und Delfine in auf hoher See entsorgten Fischernetzen verheddern, könnte aus Sicht von Umweltschützern eine Pfandpflicht für diese Netze helfen.
Minister Altmaier will sich im Sommer mit Bürgermeistern der deutschen Inseln treffen, um zu beraten, wie das Müllaufkommen in Nord- und Ostsee gemindert werden kann. Teilnehmen sollen auch Unternehmen, die für das Problem mitverantwortlich sind. (dpa/afp)