Düsseldorf. Von Juli 2012 bis März 2013 sind in NRW rund 380 Häftlinge geflüchtet oder nach Ausgängen nicht ins Gefängnis zurückgekehrt. Die Zahl geht aus einem Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministers hervor. Den hatte die FDP-Fraktion verlangt, nachdem ein verurteilter Mörder aus der Justizvollzugsanstalt Werl geflohen war.

Fast 400 Strafgefangene sind in Nordrhein-Westfalen innerhalb von neun Monaten geflüchtet oder nach Ausgängen nicht ins Gefängnis zurückgekehrt. Das geht aus einem Bericht des NRW-Innenministeriums an den Fachausschuss des Düsseldorfer Landtags hervor. Demnach gab es zwischen Juli 2012 und März 2013 insgesamt 149 sogenannte Entweichungen. Dazu zählen sowohl klassische Ausbrüche als auch die Flucht aus einem Gericht oder einer Arztpraxis. 229 Verurteilte kehrten nach anderen Ausgängen nicht zurück, etwa nach Familienbesuchen.

Anlass für die Debatte im Innenausschuss war die Flucht eines verurteilten Mörders aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Werl. Der 42-Jährige war im Februar von einem unbegleiteten Ausgang nicht in die JVA zurückgekehrt. Dort saß er seit fast 20 Jahren eine lebenslange Strafe wegen Mordes an einer Taxifahrerin ab. Nach seiner Flucht soll der Drogensüchtige im März erneut eine Frau in Hamburg niedergestochen und lebensgefährlich verletzt haben. Dort sitzt er seitdem in Untersuchungshaft.

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Nach Weihnachten kehrten viele Häftlinge nicht aus offenem Vollzug zurück

Die FDP-Opposition verlangte daraufhin einen Bericht des Innenministers über die polizeilichen Fahndungsmaßnahmen sowie umfassende Daten über geflohene Gefangene. Die Polizei habe alle möglichen Anlaufadressen ehemaliger Mitgefangener und Mittäter in Münster, Wuppertal, Borken und im Märkischen Kreis ermittelt, heißt es in dem Bericht. Anhaltspunkte für Norddeutschland habe es aber nicht gegeben.

Aus der Statistik geht hervor, dass seit Sommer 2012 bis zu neun Gefangene pro Tag nicht aus dem offenen Vollzug zurückkehrten - "Spitzenreiter" ist der zweite Weihnachtstag. Der Abgeordnete der Piratenfraktion und frühere Polizeikommissar Dirk Schatz kritisierte die Lage: "Sind die Gefängnisse ein offenes Scheunentor?" (dpa)