Berlin. .

Die Mehrheit der deutschen Eltern denkt traditioneller als erwartet. Sie verteidigen das Ehegattensplitting und wollen, dass Mütter nach der Geburt der Kinder am liebsten zwei bis drei Jahre zu Hause bleiben. Eine Umfrage zeigt jetzt: Auch bei der häuslichen Aufgabenverteilung bleibt das Lieblingsmodell der Deutschen der Vollzeit arbeitende Vater und die teilzeitbeschäftigte Mutter. Nicht nur verheiratete Eltern schätzen das politisch umstrittene Ehegattensplitting. Sogar 71 Prozent der unverheirateten Mütter und Väter stehen dahinter. Und zwar unabhängig von der parteipolitischen Zugehörigkeit. Befürworter des Splittings sind nach Angaben der Studie sowohl unter den Anhängern der Union (84 Prozent) als auch unter denen der SPD (83 Prozent) und der Grünen (76 Prozent) zu finden. Positiv bewerteten zudem 91 Prozent der Befragten, dass nicht berufstätige Ehepartner in der Krankenversicherung des Partners kostenlos mitversichert werden können. Ebenfalls großen Anklang finden der flächendeckende Ausbau der Betreuung für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag (78 Prozent) sowie das derzeitige Elterngeld (69 Prozent).

Sorge vor dem Karriereknick

Bei der Rollenverteilung verhalten sich die deutschen Eltern pragmatisch: Wie die Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ zeigt, wünscht sich zwar immerhin jedes dritte Elternpaar, dass beide 30 Stunden arbeiten und sich Kinderbetreuung und Haushalt teilen. Doch nur jedes 20. Paar lebt im Alltag dieses Modell. Familien, in denen die Mutter Vollzeit und der Vater Teilzeit arbeitet, sind die Ausnahme. Die Mehrheit entscheidet sich für den männlichen Haupternährer.

Zwei Gründe dafür werden am häufigsten genannt: Das Familieneinkommen wäre bei zwei Teilzeitstellen zu gering, die Gehälter von Vater und Mutter sind für eine moderne Rollenverteilung oft zu unterschiedlich. Die Sorge der Männer vor dem Karriereknick, fehlende Betreuungsangebote und mangelndes Verständnis beim Arbeitgeber kommen hinzu.

Angesichts knapper Haushaltskassen ist die Mehrheit der Eltern dafür, Wohlhabenden ab 100 000 Euro Bruttojahreseinkommen Elterngeld und Kindergeld zu kürzen. Jeder Zweite wäre auch für die Abschaffung des umstrittenen Betreuungsgeldes. Insgesamt kommt die Familienpolitik der Bundesregierung bei den befragten Eltern schlecht weg: Nur wenige glauben, dass Schwarz-Gelb sich ausreichend um Themen wie Armutsbekämpfung, Chancengleichheit und die Erhöhung der Geburtenrate kümmert.

Forderung nachGanztagsschulsystem

Nahezu einig sind sich die befragten Mütter und Väter bei der Beurteilung des Schulsystems: 93 Prozent wünschen sich einheitliche Standards in allen Bundesländern. Fast ebenso viele fordern ein flächendeckendes, aber nicht verpflichtendes Ganztagsschulsystem. Trotz der Kritik am öffentlichen Bildungsbetrieb geht laut Umfrage der Trend zur Privatschule wieder langsam zurück.