Der amerikanische Präsident schwärmt von der „bestaus­sehenden Generalstaatsanwältin“ im Lande – und das politisch ­korrekte Amerika jault auf. Macht Obama jetzt den Brüderle?

Der Unterschied zwischen den beiden „Fällen“ ist offensichtlich. Die berüchtigte Dirndl-Äußerung des FDP-Mannes gegenüber einer Journalistin war eindeutig zwei­deutig und deshalb ebenso zotig wie herabwürdigend.

Die Bemerkung des US-Präsidenten gegenüber Kamala Harris ­dagegen war ein Kompliment, mehr nicht. Zumal Obama die erfolgreiche Juristin zuvor ausdrücklich für ihre fachlichen Qualitäten gelobt hatte – und die Frau somit eben nicht auf ihr Äußeres reduzierte.

Wenn der Chef im Weißen Haus sich dennoch einer Empörungswelle ausgesetzt und zu einer Entschul­digung gezwungen sieht, dann zeigt das, zu welch abstrusen ­Auswüchsen es führen kann, wenn eine auf politische Überkorrektheit gepolte Gesellschaft reflexartig auf vermeintliche Verstöße gegen die Norm reagiert.