Dortmund..

In Dortmund könnte es nach NRZ-Recherchen einen zweiten Anschlag im Zusammenhang mit der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) gegeben haben. Wie aus Unterlagen hervorgeht, wurde in der Nacht vom 30. auf den 31. März 2006 das türkische Bildungszentrum in der Dortmunder Westhofstraße mit Brandsätzen angegriffen. Der Fall wurde von der Polizei nie aufgeklärt, die Ermittlungen ergebnislos vorübergehend eingestellt. Das Besondere: Das Bildungszentrum stand auf der Anschlagliste des NSU, die in den Trümmern der Zwickauer Wohnung des rechtsradikalen Terrortrios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, gefunden wurde.

Wie weiter aus den Papieren hervorgeht, berichtete ein V-Mann der Dortmunder Polizei zudem, er habe Uwe Mundlos am 1. April 2006 in Dortmund zusammen mit einem bekannten Neonazi aus der Szene des mittlerweile verbotenen rechtsradikalen Netzwerkes Blood & Honour gesehen. Am gleichen Tag überfielen Neonazis eine Gedenkdemo für einen Punker, der von einem Dortmunder Rechtsradikalen erstochen worden war. Drei Tage später, am 4. April 2006, wurde der Kioskbesitzer Mehmet Kubaþýk vom NSU in der Dortmunder Nordstadt ermordet. Ein mit den Ermittlungen betrauter Verfassungsschützer wertete die Tat als möglichen Versuch, ein Fanal zur Gewalt in der Dortmunder Neonazi-Szene zu setzen.

„Heidis“ Beobachtungen

Bislang geben die Ermittler an, es gebe keine tatsächlichen Hinweise auf eine Unterstützungsgruppe für das Terrortrio in Dortmund. Auch erscheint es ihnen unwahrscheinlich, dass Mundlos und Böhnhardt tatsächlich bereits am 1. April 2006 in Dortmund waren. So hatte der Dortmunder V-Mann „Heidi“ seine Beobachtung von Mundlos erst fünf Jahre nach der Sichtung zu den Akten gegeben. Zudem wurde das Wohnmobil für die Fahrt von Thüringen nach Dortmund für den Zeitraum vom 3. April bis zum 7. April 2006 von Uwe Böhnhardt unter dem üblichen Decknamen Holger G. gemietet, wie aus der Anklageschrift gegen Beate Zschäpe hervorgeht. Allerdings schließt dies nicht aus, dass sein Partner Mundlos zwei Tage zuvor in Dortmund war, etwa um Ziele und Fluchtwege auszuspähen? Ermittler bestätigen, dass Polizei und BKA bislang nicht geklärt haben, wie die potenziellen Anschlagziele auf die NSU-Listen kamen.