Berlin/Nikosia. Was passiert als nächstes auf Zypern? Am Donnerstag öffnen die Banken und viele fürchten einen Massenansturm. Die Ratingagentur Moody's sieht die Gefahr eines Autritts Zyperns aus dem Euro und stuft das Währungsrating ab. Dabei stand Zypern bereits kurz vor der Entscheidung eines Euro-Austritts.

In der Nacht brachten Lastwagen in Nikosia massenweise Bargeld zu einem Gebäude der Zentralbank. Polizisten und Hubschrauber überwachten den Transport. In Zypern öffnen am Donnerstag gegen Mittag nach fast mehr als zwei Wochen erstmals wieder die Banken. Es wird erwartet, dass die Bürger des Euro-Landes zu Tausenden auf ihre Ersparnisse zugreifen.

Der Chef des weltgrößten Anleihenhändlers Pimco, Mohamed al-Erian, befürchtet einen Massenansturm auf die Banken in Zypern und anderen Euro-Staaten. Das Risiko müsse genau beobachtet werden, sagte Al-Erian der Zeitung "Bild" einem Vorabbericht zufolge. "Sobald ein Sturm auf die Banken erst einmal begonnen hat, macht es für alle Sinn, mitzumachen. Deshalb lässt er sich so schwer stoppen." Die Allianz -Tochter werde erst dann wieder zyprische Staatsanleihen kaufen, wenn die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum, mehr Beschäftigung und Finanzmarktstabilität geschaffen seien.

Verschreckte Bankkunden sollen ihr Geld nicht ins Ausland schaffen können

Die Bürger dürfen maximal 300 Euro am Tag abheben. Zudem werden alle Geschäfte mit einem Volumen von mehr als 5000 Euro überprüft. Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland sind auf 5000 Euro im Monat beschränkt. Mit den Vorgaben wollen die Behörden verhindern, dass verschreckte Bankkunden ihr Geld ins Ausland schaffen.

Die Regeln sollen zunächst für vier Tage gelten. Die Kapitalverkehrskontrollen stehen eigentlich dem EU-Prinzip eines freien Geld- und Warenverkehrs entgegen. Anfang der Woche einigte sich die zyprische Regierung mit ihren internationalen Geldgebern auf ein milliardenschweres Hilfsprogramm. Viele Anleger sind verunsichert, weil die beiden größten Institute des Landes, die Bank of Cyprus und Laiki, zusammengelegt und Guthaben von Kunden für die Sanierung herangezogen werden. Kleinsparer sind davon nicht betroffen.

Moody's sieht Gefahr eines Austritts Zyperns aus der Eurozone

Weitere schlechte Nachrichten für Zypern kamen von der Ratingagentur Moody's: Wegen der Gefahr eines Austritts von Zypern aus der Eurozone hat Moody's das sogenannte Währungsrating des Landes drastisch gesenkt. Das sogenannte "Country Ceiling" werde von der Bestnote "AAA" auf "Caa2" reduziert, teilte Moody's am Mittwoch in London mit. Im Normalfall haben alle Länder der Eurozone als Währungsrating ein "AAA". "Caa2" ist hingegen eine der schlechtesten Noten bei Moody's. Das klassische Länderrating, dass sich auf die Bonität des Landes bezieht, ist von dem Schritt nicht betroffen und liegt weiter bei "Caa3" mit einem negativem Ausblick.

Das Risiko eines Austritts von Zypern aus der Währungsunion sei hoch, begründete Moody's in einer Stellungnahme den Schritt. Die Folgen der Umstrukturierungen der beiden großen Banken und die beschlossenen Kapitalverkehrskontrollen könnten die Gefahr eines Austritts erhöhen.

Zypern stand schon kurz vor der Entscheidung des Euro-Austritts

In diesem Fall würden weitere Herabstufungen durch Moody's drohen. Bei einem Austritt von Zypern aus der Eurozone und der Einführung einer neuen Währung würden alle zyprischen Wertpapiere an Wert verlieren. Dies dürfte zudem zu weiteren Verwerfungen im Bankensektor und in der Realwirtschaft führen.

Zyperns Außenminister Ioannis Kasoulidis hatte der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" offenbart, dass das Land in der vergangenen Woche kurz vor der Entscheidung gestanden habe, aus der Eurozone auszuscheiden. "Das war eine Möglichkeit, die wir zeitweilig ernsthaft in Betracht ziehen mussten". Es war das erste Mal, dass ein Minister eines Mitglieds der Eurozone zugab, sein Staat habe selbst einen Rückzug aus der gemeinsamen Währung erwogen.

Sprengstoff-Anschlag auf Ex-Aufsichtsrat der Bank of Cyprus

Unterdessen ist in Athen vor dem Haus eines griechischen Reeders, der bis vor kurzem im Aufsichtsrat der Bank of Cyprus saß, ist am Mittwoch ein Sprengsatz explodiert. Die Polizei sei 20 Minuten vor der Detonation von einem anonymen Anrufer gewarnt worden und habe die Gegend nur wenige hundert Meter von der Akropolis weiträumig abgesperrt, hieß es aus Polizeikreisen. Niemand sei verletzt worden. Den Angaben zufolge wurde der Sprengsatz vor dem Haus des Reeders Nikos Tsakos in einem schwarzen Rucksack deponiert.

Die Tsakos-Gruppe ist eine der größten Reedereien Griechenlands. Ihr 50 Jahre alter Chef war bis vor kurzem Mitglied im Aufsichtsrat der größten Bank Zyperns, der Bank of Cyprus, die von der Finanzkrise in dem Land besonders betroffen ist. Ihre Kunden sollen im Zuge der Umstrukturierung des Bankensektors auf Guthaben von mehr als 100.000 Euro einen Abschlag zahlen. Am Sonntag war vor einer Filiale der Bank of Cyprus in Limassol ein Sprengsatz explodiert. (afp, dpa, reuters)