Washington. .
Der Oberste Gerichtshof der USA steht ab heute vor einer historischen Entscheidung. Die neun Top-Juristinnen und -Juristen beraten über die Frage, ob die umstrittene Homo-Ehe künftig flächendeckend in Amerika zugelassen werden soll. Oder ob Verbote einzelner Bundesstaaten mit der Verfassung in Einklang zu bringen sind.
Zur Debatte steht im Supreme Court von Washington, der seit Tagen von Dutzenden Schaulustigen belagert wird, die sich einen Sitzplatz sichern wollen, zunächst ein Fall aus Kalifornien. 2008 war die gleichgeschlechtliche Ehe dort für einige Monate erlaubt. Unter dem Stichwort „proposition 8“ wurde sie kurz danach bei einem Volksentscheid durch einen Zusatz in der kalifornischen Verfassung verboten, der die Ehe ausschließlich als einen Akt zwischen Mann und Frau festschreibt.
Hunderte homosexuelle Paare wandten sich dagegen, gingen durch alle Instanzen und siegten schließlich 2012 vor einem Bundesberufungsgericht in San Francisco. Das letzte Wort haben nun die obersten Richter. Bringen sie die „proposition 8“ zu Fall, so Juristen, ist eine Ausdehnung der Zulassung der Homo-Ehe amerikaweit nicht unwahrscheinlich.
Der andere Fall, der mündlich verhandelt wird, bezieht sich auf die Klage von Edith Windsor, einer 83-jährigen verwitweten Lesbe, gegen das 1996 unter Präsident Bill Clinton verabschiedete Gesetz zur Verteidigung der Ehe. Danach haben nur heterosexuelle Ehepartner bei Steuern, Erbschaften und Krankenversicherungen gemeinsam nutzbare Vorteile. Für Windsor bedeutete dies nach dem Tod ihrer Frau Thea Spyer Steuermehrbelastungen von rund 370 000 Dollar. Im Herbst 2012 sah ein Bundesberufungsgericht in New York darin eine Diskriminierung. Washington muss nun auch hier letztgültiges Recht sprechen.
Die Heirat unter Menschen gleichen Geschlechts gehört zu den letzten großen gesellschaftlichen Streitdebatten Amerikas. Befürworter und Gegner einer Liberalisierung stehen sich seit Jahren in einem Kulturkampf gegenüber; nur vergleichbar mit der Kontroverse um das Waffenrecht oder die Abtreibung. Die letzten Trends weisen in Richtung Öffnung.
Zwar lehnt die große Mehrheit der Bundesstaaten (40) die Homo-Ehe ab. Auf der anderen Seite dreht sich die öffentliche Meinung trotz Widerstands weiter Teile der Kirche rapide. Sprachen sich vor 20 Jahren nur 25 Prozent der Bevölkerung für die Homo-Ehe aus, so stiegen die Zustimmungsraten zuletzt auf 58 Prozent. In der Altersklasse der 18-bis 29-Jährigen sind 80 % dafür.