Berlin. Die Zahl rechter Straf- und Gewalttaten ist 2012 gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen. “Es gibt bei Neonazis ein Gewaltpotenzial, das wir nicht kleinreden dürfen“, sagte Bundesinnenminister Friedrich einem Zeitungsbericht zufolge. Er sei beunruhigt über die sinkende Hemmschwelle bei Gewalt.

Die Zahl rechter Straftaten ist im vergangenen Jahr verglichen mit dem Vorjahr erneut gestiegen. "Unseren ersten vorläufigen Zahlen zufolge zeichnet sich ein Anstieg bei den politisch rechts motivierten Straftaten von circa vier Prozent auf rund 17.600 ab", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Bei den von Neonazis und anderen rechten Tätern verübten Gewaltdelikten zeichne sich ein Anstieg um rund zwei Prozent ab, sagte Friedrich weiter.

Eine genaue Zahl zu den Gewalttaten nannte der Minister hierzu aber nicht. In den offiziellen Statistiken der Sicherheitsbehörden für das Jahr 2011 werden laut "Tagesspiegel" 828 Fälle in der Kategorie Gewaltdelikte aufgeführt. Bei einem Anstieg um zwei Prozent müsste es 2012 demnach mindestens 840 solche Fälle gegeben haben.

Friedrich will mit Ländern über Erfassungssystem sprechen

"Es gibt also eine leicht steigende Tendenz bei den politisch rechts motivierten Straf- und Gewalttaten", sagte Friedrich. Er warnte erneut vor den Gefahren durch Neonazis: "Es gibt bei Neonazis ein Gewaltpotenzial, das wir nicht kleinreden dürfen." Der Minister äußerte sich besorgt darüber, "dass die Hemmschwelle, Gewalt auszuüben, insgesamt dramatisch sinkt".

Friedrich kündigte an, er wolle mit den Ländern noch einmal über die Erfassung rechtsextremer Gewalttaten sprechen. Hintergrund sind teilweise unterschiedliche Zahlenangaben. Der Minister verwies als ein Beispiel auf den Dreifachmord eines Neonazis 2003 in Overath bei Köln. Dieser sei von der Polizei nicht als rechtsextrem motiviertes Tötungsverbrechen registriert worden, obwohl das Landgericht Köln dem Täter bescheinigt habe, seine nationalsozialistischen Vorstellungen hätten bei der Tat eine Rolle gespielt.

"Anhand solcher Fälle muss die Erfassung rechtsextremer Gewalttaten nochmal in der Innenministerkonferenz thematisiert werden", sagte dazu Friedrich weiter dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die Bundesregierung zählt derzeit 63 Todesopfer durch rechts motivierte Gewalt. Nach Recherchen des "Tagesspiegel" und der "Zeit" sind seit der Wiedervereinigung aber mindestens 152 Menschen durch Neonazis oder andere rechts motivierte Straftäter getötet worden. (afp)