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Mitten in den dramatischen Poker um die Rettung Zyperns platzt eine brisante Studie der Bundesbank, nach der die Menschen in Südeuropa weit vermögender sind als die Deutschen. Die hierzulande ohnehin geringe Bereitschaft der Bürger, mit ihren Steuern europäische Rettungspakete für klamme Staaten im Süden zu finanzieren, könnte weiteren Schaden nehmen.

Laut Bundesbank beträgt das Nettovermögen des deutschen Durchschnittshaushalts 78 900, in Spanien dagegen 178 000 und in Italien 163 900 Euro. Dieser „Medianwert“ bedeutet, dass exakt eine Hälfte der Haushalte mehr und die andere weniger Vermögen hat.

Die SPD leitete daraus sofort Konsequenzen für die Euro-Rettung ab. Die vorhandenen Vermögen müssten abgeschöpft werden, „bevor europäische Steuerzahler in die Verantwortung genommen werden“, sagte der SPD-Fraktionsvize und Finanzexperte Joachim Poß der WAZ. Länder wie Italien müssten auf die reichlich vorhandenen Vermögen auch in geeigneter Weise zurückgreifen. Diese Lehre müsse man bei jeder künftigen EU-Rettungsaktion ziehen. Zur Sanierung gehöre die „Mobilisierung der im Land vorhandenen Reichtümer“. Faktisch gehe es darum auch in der Zypern-Krise.

Die Bundesbank hat zum ersten Mal einen derartigen Vergleich veröffentlicht — zu einem Zeitpunkt, an dem es einmal mehr um die Rettung eines Krisenstaats in Südeuropa geht. Die Autoren mühten sich, das Ergebnis zu relativieren. Hauptgrund sei der in Südeuropa viel häufigere Hausbesitz. So haben in Spanien 82 Prozent ein eigenes Heim, doppelt so viele wie in Deutschland. Die Zahlen stammen für Spanien aus 2008, also vor dem Platzen der Immobilienblase. Zudem sind Anwartschaften aus Sozialversicherungen nicht eingerechnet, die in Deutschland höher sind als in Südeuropa.

Dennoch hält es Finanzexperte Wolfgang Gerke für den deutschen Steuerzahler schwer vermittelbar, dass mit seinem Geld in Zypern russischen Oligarchen geholfen werde, während kleine Konten der Zyprer belastet würden.

Einfach die Immobilien höher zu besteuern, hält Gerke für falsch, weil dann andere Vermögen außen vor blieben. „Man sollte besser dafür sorgen, dass dort überhaupt Steuern gezahlt werden und nicht etwa wie in Zypern eine Steueroase entsteht, die gerettet werden muss, wenn’s schief geht.“

Ob Zypern europäische Hilfe erhält, blieb gestern weiter unklar. Zur Vermeidung eines Staatsbankrotts war nach Informationen des zyprischen Fernsehens nun eine Zwangsabgabe von 15 Prozent auf Guthaben über 100 000 Euro im Gespräch. Sollte die zyprische Regierung ih­ren Eigenanteil nicht aufbringen, will die Europäische Zentralbank am Montag den Geldhahn zudrehen.