Essen. . Der Chef der Krupp-Stiftung redet über Cromme und Größenwahn. Zum Vertrauensentzug gegenüber Gerhard Cromme sagt der 99-Jährige: „Über Jahre habe ich gehört, bald werde alles besser, aber es wurde immer schlimmer. Ich musste einfach handeln“.

Berthold Beitz, 99-jähriger Vorsitzender der Krupp-Stiftung, hat sich erstmals öffentlich über den Rückzug von Gerhard Cromme als Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp und seine eigene Zukunft geäußert. Er werde keinen Nachfolgekandidaten für die Leitung der Stiftung berufen. „Ich mache weiter, solange ich das kann und noch klar im Kopf bin“, sagte Beitz der Süddeutschen Zeitung. Er äußerte sich gegenüber seinem Biografen Joachim Käppner.

Cromme galt als designierter Nachfolger von Beitz als Stiftungschef. Der 70-Jährige legt Ende März auch sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des Stiftungskuratoriums nieder. Beitz sagte, er wolle die Frage, wer sein Nachfolger werden solle, dem Kuratorium der Stiftung überlassen. Zu Spekulationen, seine Tochter Susanne Henle (66) könnte ihm nach­folgen, sagte er: „Das ist aus­geschlossen.“

Verhältnis zwischen Unternehmen und Stiftung wird "neu gestaltet"

Die Krupp-Stiftung hat eine enorme Bedeutung für das Ruhrgebiet. Zum ersten hat sie einen deutlichen Förderschwerpunkt im Revier. Seit Gründung 1968 flossen insgesamt 615 Millionen Euro zur Förderung von Kultur, ­Gesundheit oder Wissenschaft, 56 Prozent davon ins Ruhrgebiet.

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Zum zweiten hält die Stiftung eine so genannte Sperrminorität von 25,3 Prozent an dem Technologie- und Stahlunternehmen Thyssen-Krupp. Das Verhältnis zwischen Unternehmen und Stiftung werde neu gestaltet, zitiert die Zeitung weiter. Wenn er einmal ausscheide, werde die Stiftung eine neue Struktur bekommen.

Konzern in Schieflage

Der Konzern ist wegen drastischer Fehlinvestitionen in Übersee-Stahlwerke in schwere Schieflage geraten. Beitz hatte Cromme nach anhaltender Aktionärskritik am 8. März sein Vertrauen ent­zogen. „Über Jahre habe ich gehört, bald werde alles besser, aber es wurde immer schlimmer. Ich musste einfach handeln“, sagte Beitz. Und: In Kreisen der Firma habe sich in den vergangenen Jahren „Größenwahn“ breit gemacht.

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Konzern-Chef Heinrich Hiesinger sprach er sein „volles Vertrauen“ aus. Beitz hält offenbar nicht zwingend am Erhalt der Sperr­minorität von 25,01 Prozent fest, die Thyssen-Krupp vor Übernahmen schützt. Diese Machtposition sei kein Selbstzweck, so Beitz. „Ich werde mich keinem Schritt ver­weigern, der zum Wohle der Firma ist.“

Friedrich von Bohlen und Halbach, Neffe des 1967 verstorbenen Alfried Krupp, machte in einem Interview Beitz für die Krise des Konzerns verantwortlich.