Essen.. Haben die vier Salafisten, die die Polizei am Mittwoch verhaftet hat, auch den Sprengsatz am Bonner Hauptbahnhof abgestellt? Die Polizei ermittelt unter Hochdruck, weil einer der vier Männer am Telefon eine verdächtige Bemerkung gemacht haben soll.

Der im Dezember wegen eines Zündfehlers gescheiterte Bombenanschlag auf den Bonner Hauptbahnhof könnte auf das Konto der vier Salafisten gehen, die am Mittwoch in Essen, Bonn und Leverkusen festgenommen wurden.

Nach Informationen dieser Zeitung schließen Ermittler das aus einem abgehörten Gespräch des Konvertiten Marco G., der mit drei weiteren Islamisten unter dem Verdacht steht, einen Anschlag auf Pro NRW-Chef Markus Beisicht geplant zu haben.

In dem abgehörten Gespräch hat G. ängstlich auf eine mögliche Entdeckung als Akteur des Bonner Anschlags hingewiesen: „Wenn die da ein Haar von mir finden, bin ich dran. Dann kriege ich mindestens fünf Jahre“.

Verräterisches Haar in der Bombentasche

Damit haben die ermittelnden Behörden jetzt zwei Spuren, die auf einen Zusammenhang der Vorgänge schließen lassen. Ein Haar war am 10. Dezember in der blauen Sporttasche sichergestellt worden, die auf dem Bahnsteig des Bonner Hauptbahnhofs nicht explodiert war.

Zum zweiten ähnelt der Sprengstoff, der damals verwendet wurde, dem Ammoniumnitrat, das am Mittwoch in G’s Wohnung am Memelweg in Bonn-Tannenbusch gefunden wurde. Ein weiterer Sprengstoff-Fund in der Wohnung wurde Freitagabend von der Polizei kontrolliert gesprengt.

Inzwischen geht die Karlsruher Bundesanwaltschaft gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Dortmund den verschiedenen Spuren der Vierer-Gruppe nach. Sollten die Hinweise tatsächlich zum Bonner Anschlagversuch führen, wäre dies nach mehr als drei Monaten ein Erfolg für die Fahnder. Bisher tappen sie trotz mehrerer Videoaufzeichnungen der möglichen Täter im Dunkeln.

Friedrich will den Druck verschärfen

Die Politik will nach den Vorgängen der letzten Woche den Kurs gegen radikale Islamisten noch einmal verschärfen. Es wird Thema der nächsten Innenministerkonferenz der Länder im Mai. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Möglichkeit, gewalttätige Ausländer auszuweisen, auf religiöse Fanatiker ausweiten – zum Beispiel auf „Hassprediger, wenn sie unangenehm auffallen“, sagte er auf einem kleinen CSU-Parteitag in München.

Minister Friedrich sieht ein „neues Gefahrenpotenzial“ durch Islamisten, die „Netzwerke ins Ausland“ strickten und nach Ägypten, Somalia und Mali ausreisten.

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Von Theo Schumacher und Miguel Sanches