Essen. . Sie missionierten, gründeten Schulen und gehorchtem dem Papst – doch im Verlauf ihrer jahrhundertelangen Geschichte wurden die Jesuiten immer wieder der Verschwörung bezichtigt. Heute leben 20 000 Brüder auf allen Kontinenten.

Es muss um 1530 gewesen sein, als sechs Theologie-Studenten tägliche Exerzitien (geistliche Übungen) abhielten. Irgendwann entschlossen sich die jungen Männer, ihr Leben ganz und gar in den Dienst Gottes zu stellen. Angeführt von Ignatius von Loyola legten sie 1534 schließlich in Paris ihr Gelübde ab, verpflichteten sich zu Armut und Keuschheit und versprachen, Muslime im Heiligen Land zu bekehren. Zudem wollten sie sich dem Papst in Rom zur Verfügung stellen. Es war Papst Paul III., der die Gemeinschaft als Orden anerkannte. Nun durften sie in seinem Auftrag Missionsreisen unternehmen, vielmehr: die Mitglieder ließen sich vom Papst in die entlegensten Gebiete der Welt senden.

„Habgierig, intrigant“

Dem Papst also sind die Jesuiten seit jeher streng ergeben. Das machte sie verdächtig, verschwörerisch gegen Herrscher, die Aufklärung oder die Reformation vorzugehen. Jahrhundertelang wurde der Orden regelmäßig verboten; ebenso regelmäßig wurde das Verbot wieder aufgehoben, denn Jesuiten hatten inzwischen überall in Europa Schulen und Universitäten gegründet. Auf die konnten etwa in Preußen weder Friedrich II. verzichten, noch in Russland Zarin Katharina, also machten sie die Auflösung rückgängig. Dennoch galten Jesuiten als habgierig und intrigant und wurden weiterhin verfolgt. In der Schweiz etwa hob erst eine Volksabstimmung 1973 das Verbot des Ordens auf.

Papst Paul VI. gab in den 1980er-Jahren den Jesuiten den Auftrag, den Atheismus zu bekämpfen. Gleichzeitig reformierte Pedro Arrupe als Pater General die Gemeinschaft und stellte das Soziale in den Mittelpunkt – was zu Spannungen mit dem Vatikan führte. Heute gehören dem Orden etwa 20 000 Brüder an.