Berlin. .

Bald acht Jahre war Gerhard Schröder nicht mehr hier, jetzt ist die Begrüßung doch eher verhalten. Nur langsam erhebt sich ein Teil der SPD-Abgeordneten und klatscht, als der Altkanzler gestern zum ersten Mal seit Herbst 2005 in die SPD-Bundestagsfraktion kommt, viele Genossen bleiben lieber gleich sitzen. Doch anderthalb Stunden später hat der Altkanzler seine Genossen in Schwung gebracht. Selbst SPD-Linke schwärmen danach von den klaren Ansagen Schröders und setzen darauf, dass der Altkanzler die Partei im Wahlkampf unterstützt. Anlass des Besuchs ist die Regierungserklärung vom 14. März 2003. Vor zehn Jahren hat er dort die Reformen der „Agenda 2010“ rund um „Hartz IV“ angekündigt. Schröder hat zwei Botschaften: Die „Agenda 2010“ war gut und mutig, sie war entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, maßgeblich für die gute Wirtschaftslage heute und die Sicherung der Sozialsysteme. Aber Schröder zeigt sich auch einverstanden mit jenen Reformen, die die SPD-Spitze in ihrem Wahlprogramm jetzt als Korrekturen der Agenda avisiert: Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, neue Auflagen für die Leiharbeit mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit. Wenn die Grundprinzipien der früheren Reformen gewahrt blieben, habe er nichts dagegen: „Das sind keine zehn Gebote, ich bin nicht Moses.“ Schröder verwahrt sich aber gegen Kritik von Grünen-Fraktionschef Trittin, der ihm mangelnde Sensibilität bei den Arbeitsmarktreformen vorgeworfen hatte. Gegen einen Mindestlohn hätten damals die Grünen selbst Einwände gehabt, die Gewerkschaften auch, und im Bundesrat habe Rot-Grün keine Mehrheit gehabt.