Düsseldorf. .

Zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig Bewerber: Das ist der Befund. „Schulleiter“, sagt Udo Beckmann, „sind der Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, Schule am Laufen zu halten.“ Doch der Mangel an qualifizierten Anwärtern, die sich an die Spitze eines Kollegiums setzen wollen, ist in NRW ein Dauerproblem. Jeder achte Chefposten an den 5780 Schulen ist unbesetzt, am stärksten trifft es Grundschulen. Nicht selten müssten Stellen mehrfach ausgeschrieben werden, berichtet der Vorsitzende des Lehrerverbands VBE – und auch dann nicht immer mit Erfolg.

Insgesamt 704 Rektoren und Direktoren fehlten Ende Februar im Land, davon allein 386 in der Primarstufe. Auch die Hauptschule, die mangels Schülerzulauf in NRW einen Tod auf Raten stirbt, wirkt auf Führungspersonal kaum attraktiv. An den 568 Hauptschulen bleiben nach offiziellen Zahlen des Schulministeriums 142 Leiterstellen frei – immerhin jede vierte. Über die Ursachen, aber auch über Strategien für eine Trendumkehr berät der Schulleiterkongress in Düsseldorf.

Der Alltag an einer Grundschule schreckt viele Lehrer ab. Häufig gibt es keine Hausmeister- oder Sekretariatsstellen mehr, die Kommune hat sie eingespart. Die Arbeit bleibt an den Schulleitern hängen. Ihre Bezahlung, klagt der Gewerkschafter Beckmann, „hinkt hinterher“. 400 bis 500 Euro brutto mehr als seine Kollegen erhalte ein Grundschulrektor im Monat. Konrektoren müssten sich mit einem Gehaltszuwachs von 157 Euro zufrieden geben.

Auch deshalb sei jede vierte Stellvertreter-Stelle an den Grundschulen verwaist. Wer über längere Zeit aus dem Kollegium einspringen muss, weil ein Rektor oder Konrektor fehlt, verdiene für die zusätzliche Verantwortung nicht einen Euro dazu. Die Pädagogen an den Grundschulen – zu über 90 Prozent Lehrerinnen – kritisieren außerdem, dass ihnen bei Übernahme einer Rektorenstelle neben dem Unterricht zu wenig Zeit bleibe, um ihre Leitungsaufgaben erfüllen zu können.

In NRW gibt es zudem immer mehr „doppelte Rektoren“, die kommissarisch eine zweite Schule leiten. Dabei sind Qualitätsentwicklung, Planung und Organisation nicht im Vorbeigehen zu erledigen. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hält dagegen: Trotz knapper Finanzen seien seit 2011 zusätzlich 564 Lehrerstellen geschaffen worden, um die Leitungszeit für Rektoren um drei Wochenstunden aufzustocken. In diesem Haushaltsjahr sollen die Schulen mit weiteren 197 Stellen entlastet werden.

Beckmann beteuert, es gehe ihm nicht nur ums Geld. Er fordert auch mehr Fortbildungen für Schulleiter. „Eltern und Politik erwarten offenbar, dass ihr Wissen einfach so vom Himmel fällt, sobald die Tinte auf dem Arbeitsvertrag trocken ist“, grollt er. Diese Lücke soll auf dem Kongress ein Stück geschlossen werden.