Essen. . Gerhard Cromme hat seinen Rücktritt von der Spitze des Aufsichtsrates des Thyssen-Krupp-Konzerns erklärt. Er wolle durch seinen Schritt einen “personellen Neuanfang“ ermöglichen, sagte der 70-Jährige. Vorangegangen waren mehrere Monate heftiger Kritik an Cromme.

Zwei langjährige Weggefährten gehen künftig geschäftlich getrennte Wege. Nach anhaltender und heftiger Kritik hat am Freitag Gerhard Cromme seinen Rücktritt von der Spitze des Aufsichtsrates des Thyssen-Krupp-Konzerns erklärt. Zugleich legt er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Kuratoriums der Krupp-Stiftung Ende März nieder. Der 70-Jährige war in dieser für das Ruhrgebiet so wichtigen Position vom Stiftungsvorsitzenden Berthold Beitz (99) als sein Nachfolger auserkoren gewesen. Die Stiftung ist mit 25,3 Prozent Anteil wichtigster Aktionär des Unternehmens.

Der Schritt kam völlig überraschend, im Aufsichtsrat hieß es, es habe zuvor keinerlei Hinweise für einen Rücktritt gegeben.

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Vorangegangen waren Monate heftiger Kritik an Cromme. Aktionärsvertreter lasteten auch ihm das Desaster bei den beiden Stahlwerken in Brasilien und den USA an. Die Fehlinvestition trieb den Konzern im vorigen Geschäftsjahr mit fünf Milliarden Euro in die Verlustzone. Drei Vorstände mussten wegen der „Gesamtverantwortung“ des Vorstands im Dezember ihren Hut nehmen. Noch kurz danach stand Beitz fest hinter dem Aufsichtsratschef: „Cromme bleibt“, ließ er wissen.

Cromme möchte "personellen Neuanfang" ermöglichen

In einer Mitteilung hieß es, Cromme wolle „in Verantwortung für das Unternehmen“ auch im Aufsichtsrat einen „personellen Neuanfang“ ermöglichen. Stiftungs-Chef Beitz „hob die langjährige enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Cromme hervor. Er nehme die Entscheidung mit „großem Respekt“ an. Auch Vorstandschef Heinrich Hiesinger dankte Cromme für „sein langjähriges Wirken“. Mit Crommes Rückzug und dem Abgang Dutzender Manager ist nun ein echter Neuanfang des krisengeschüttelten Konzerns möglich. Das sahen auch die Aktionäre so: Die Aktie legte sechs Prozent an Wert zu.

Verunsicherung herrscht im Ar­beitnehmerlager, das bis zuletzt hinter Cromme stand. Gesamtbetriebsratschef Wilhelm Segerath sagte der WAZ, Cromme habe „die Bedeutung der Mitbestimmung erkannt“. Man setze nun auf Beitz: „Thyssen-Krupp darf nicht Spielball von Kapitalmarktinteressen werden“. Und: „Beschäfigungs­sicherung und Ausschluss von Kündigungen erwarte ich auch von seinem Nachfolger.“