London. . Ein Bericht britischer Journalisten über Gewalt in Befragungslagern bringt das US-Militär in Bedrängnis. Terror in Gefängnissen soll von der Bush-Regierung gedeckt worden sein. Die Verantwortlichen von damals haben aber wohl kaum Konsequenzen für ihr Handeln zu befürchten.

US-Militärberater sollen im Irak-Krieg mit Wissen der Bush-Regierung Foltercamps für Aufständische geleitet und Todesgeschwader geführt haben. Dieses düstere Kapitel haben jetzt britische Journalisten des Guardian und der BBC aufgedeckt.

Zentrale Figur der Enthüllungen ist Kommandeur James Steele, ein pensionierter Kriegsveteran, der schon in Vietnam und El Salvador Angriffe gegen US-Soldaten bekämpft hat. Seine Spezialität: Informationsbeschaffung bei gefangen genommen Guerilleros. 2003 wurde er nach dem Report der britischen Journalisten erstmals im Irak gesehen. Steele war direkt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eingesetzt.

Verdächtige wurden in US-finanzierte Gefängnisse geschleppt

Er richtete eine Spezialpolizei ein, die ihr Personal aus Milizen der Schiiten rekrutierte – eine Gruppe, die mit den aufständischen Sympathisanten des gestürzten Saddam Hussein nur zu gern offene Rechnungen begleichen wollte. Tausende Verdächtige wurden von ihnen in über ein Dutzend US-finanzierte Gefängnisse geschleppt. „Dort wurde gemordet und gefoltert, und zwar auf eine so hässliche Weise, wie ich es nie zuvor gesehen habe“, berichtet Munthadar al-Samari, damaliger irakischer General, den Journalisten. James Steele sei mit Samari dort ständig ein und aus gegangen.

Auch in der Stadt Samarra habe es ein Foltergefängnis gegeben, in dem Steele oft zugegen war. Wenn es auch keine Hinweise darauf gibt, dass er selbst Iraker gefoltert hat, so soll er mindestens Mitwisser und Unterstützer der Methoden gewesen sein. Das berichten auch Journalisten, die Steele zum Interview in der Stadtbibliothek von Samarra trafen. „Wir saßen mit ihm in einem Nebenzimmer“, erinnert sich der Fotograf Gilles Peress, „und das Blut tropfte vom Tisch. Überall im Raum war Blut.“ Die Schreie von Gequälten hätten das Gespräch immer wieder unterbrochen. Steele hat das offenbar kaum irritiert.

Spezialeinheit als mobiles Todesgeschwader gefürchtet

Die von ihm aufgebaute Spezialeinheit mit über 5000 Polizisten war von der Bevölkerung auch als mobiles Todesgeschwader gefürchtet. „Jeder wusste von der Folter, die hier passierte, aber es hat keinen gekümmert“, berichtet Armeesanitäter Neil Smith über die Zustände in Samarra. Auch General David Petraeus, höchster US-Befehlshaber und Vertrauter aus Steeles Zeiten in El Salvador, soll von der Folter gewusst und sie nicht unterbunden haben.

James Steele lebt heute wieder in den USA, wo er als Redner zum Thema Guerillakrieg arbeitet. Konsequenzen dürften die Enthüllungen in Washington keine haben: Rumsfeld und George W. Bush sind heute Privatiers – genau wie General Petraeus, der 2012 über eine vergleichsweise harmlose Sex-Affäre stolperte.