Rom. .

Papst Benedikt XVI. hat den Vatikan verlassen. Gestern Nachmittag traf er im päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo bei Rom per Hubschrauber ein, wo er von der Bevölkerung mit großem Jubel empfangen wurden. Dort wird er die nächsten Wochen verbringen, bis die Umbauarbeiten am geplanten Altersruhesitz in einem ehemaligen Kloster auf dem Vatikanhügel abgeschlossen sind. Der 85-Jährige ist der erste Papst der Neuzeit, der aus Altersgründen seinen Rücktritt erklärt hat. Wann das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers beginnt, ist noch nicht entschieden. Der Vatikan rechnet damit, dass die Osterfeierlichkeiten Ende März bereits vom neuen Kirchenoberhaupt zelebriert werden.

Dank an die Kardinäle

„Ich bin glücklich, mit Euch zu sein“, sagte Benedikt gegen 17.40 Uhr vom Balkon seiner Residenz in Castel Gandolfo aus zu einer begeisterten Menschenmenge. Er sei ein Pilger und werde nun eine weitere Pilgeretappe beginnen, erklärte er bei seinem letzten öffentlichen Auftritt. Er werde mit seinem Gebet und seinem Herzen weiter bei den Menschen sein.

Am letzten Tag im Amt versprach Benedikt XVI. dem nächsten Papst „Verehrung und Gehorsam“. Bei der Verabschiedung von den Kardinälen im Vatikan dankte er den rund 70 Purpurträgern am Vormittag für ihre Unterstützung. Er versicherte, dass er ihnen künftig im Gebet nah sein werde. Ein letztes Mal erteilte er den Kardinälen den apostolischen Segen. Wenig später versammeln sich rund 70 Kardinäle, die bereits nach Rom gekommen sind, um Mitte März Benedikts Nachfolger zu wählen, und warten geduldig auf ihre letzte Begegnung mit dem scheidenden Papst. Als er den mit Renaissance-Fresken geschmückten Sala Clementina im Apostolischen Palast betrat, brandet ihm noch einmal begeisterter Applaus entgegen.

Den Dank, den der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, ihm stellvertretend für die übrigen Kardinäle aussprach, nahm er mit tiefem Ernst an. Dann dankte auch Benedikt den Kardinälen als seinem Beratergremium für die Unterstützung in den vergangenen Jahren.

„In diesen acht Jahren haben wir auf dem Weg der Kirche sehr schöne Momente strahlenden Lichts und andere erlebt, in denen sich manche Wolke am Himmel zusammenzog“, gestand Benedikt ein.

Am späten Nachmittag nahm Benedikt im Damasus-Hof des Apostolischen Palasts Abschied von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der nun zusammen mit Angelo Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums, und den übrigen Kardinälen die Führung der Kirche übernimmt. Den kurzen Weg zum Hubschrauberlandeplatz legte Benedikt im Wagen zurück. Von dort ließ er sich nach Castel Gandolfo fliegen.

Die Schweizer Garde rückt ab

Vor dem Papstpalast in Castel Gandolfo warteten bereits die Bewohner des Bergstädtchens und mehrere Tausend Anhänger auf Benedikt, empfingen ihn mit „Benedetto“-Rufen. Von der Loggia des Palastes inmitten des malerischen Orts am Albaner See dankte der scheidende Papst ihnen ein letztes Mal für ihre Gastfreundschaft. Um 17.40 Uhr ging er in das Gebäude und zog sich damit aus der Öffentlichkeit zurück.

Die Schweizer Garde zog ihren Posten um 20 Uhr ab. Das Pontifikat ist zu Ende.