Europa blickt mit Sorge nach Rom: Nach der Parlamentswahl ohne klaren Sieger droht dem Land eine wochenlange Hängepartie, bis eine Regierung steht oder es sogar Neuwahlen gibt. Die europäischen Partner Roms fürchten nun eine Rückkehr der Schuldenkrise mit voller Wucht nach Italien – und somit auch in die gesamte Eurozone.
Die Finanzmärkte verfolgen das Geschehen in Italien mit großer Nervosität. Europaweit sackten gestern die Börsen massiv ab, in Mailand um fast fünf Prozent. Die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen sprangen auf den höchsten Wert seit November.
Hintergrund: Die beiden EU-Kritiker, der skandalumwobene Ex-Premier Silvio Berlusconi sowie der populistische Ex-Komiker Beppe Grillo mit seiner „Fünf-Sterne-Bewegung“, erhielten bei der Wahl so viele Stimmen, dass sie eine europafreundliche Regierung unter Bersani im Senat blockieren und die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone damit ins politische und finanzielle Chaos stürzen können.
Auch das politische Europa beäugt die Entwicklung in Italien. Bundesaußenminister Westerwelle (FDP) fordert bereits die möglichst rasche Bildung einer „stabilen und handlungsfähigen Regierung“ und zwar „nicht nur im Interesse Italiens, sondern auch ganz Europas“.
Mahnungen an die Adresse Roms kamen aus Brüssel. Trotz des Wahlergebnisses, das nicht zuletzt als Protest gegen die rigide Haushaltssanierung der Regierung Monti gewertet wird, erwägt Brüssel keine Lockerung der Sparauflagen. Die Verpflichtungen der scheidenden Regierung von Mario Monti „bleiben, und wir erwarten, dass sie eingehalten werden“, sagte EU-Kommissionssprecher Bailly.