Berlin/Düsseldorf. .
In der CDU gibt es Widerstand gegen den überraschenden Kurswechsel der Partei in Bezug auf die Homosexuellen-Ehe. Führende CDU-Politiker hatten am Wochenende dafür plädiert, aus der Adoptions-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Konsequenzen zu ziehen, die die bisherige Parteilinie radikal ändern würde. Neben dem Adoptionsrecht betrifft dies auch das Ehegattensplitting. Nun sei zu prüfen, „ob auch steuerrechtliche Konsequenzen gefordert sind“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder. Angeblich wird die schwarz-gelbe Koalition bereits in den nächsten zwei Wochen über Neuregelungen verhandeln.
Diese überraschende Wende der CDU-Linie trifft in der Partei auf Widerstand. „Ich persönlich tue mich damit sehr schwer. Ich glaube auch nicht, dass es richtig ist, wenn Kinder bei zwei gleichgeschlechtlichen Partnern aufwachsen. Kinder haben ein Anrecht auf Vater und Mutter“, sagte der CDU-Fraktionschef in NRW, Karl-Josef Laumann. Wenn das Verfassungsgericht die Politik zwinge, hier etwas zu ändern, „muss man es machen“, so Laumann.
Ähnlich sieht auch Karl-Heinz Florenz, CDU-Europaabgeordneter aus Neukirchen-Vluyn, die Diskussionen in seiner Partei. „Als Christ muss ich andere Meinungen respektieren“, sagte Florenz der NRZ. Allerdings halte er die klassische Familie nach wie vor für das höchste Gut und sei im Hinblick auf die Homo-Ehe sicher „kein Vorreiter“: „Wenn es der Zeitgeist mit sich bringt, werde ich mich aber nicht querstellen.“
Andere CDU-Politiker reagierten ebenfalls pragmatisch. „Die CDU ist gut beraten, gesellschaftliche Realitäten anzuerkennen“, sagte Oliver Wittke, Chef der Ruhrgebiets-CDU. Die stellv. Unions-Fraktionschefin im Bundestag, Ingrid Fischbach, meint, „dass diese Ideen den einen oder anderen Stammwähler abschrecken können. Aber eine große Volkspartei muss es schaffen, einen Vorschlag auf den Weg zu bringen, der dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung trägt.“ Auch Politikwissenschaftler Gerd Langguth glaubt nicht, „dass mit der weiteren Gleichstellung für homosexuelle Partnerschaften konservative Stammwähler verloren gehen. Es gibt ein Grummeln in diesen Kreisen, aber sie gehen nicht verloren. Das verträgt die Union.“