Essen. .

Der Leiter der Adolf-Reichwein-Gesamtschule in Lüdenscheid quält sich wie viele seiner Kollegen derzeit mit der Prüfung von Reisekosten. Mehr als 15 Fahrten möchte die Schule in diesem Jahr anbieten. Aber niemand weiß, ob das klappt. Denn Klassenfahrten dürften bald viel teurer sein, weil neuerdings Lehrer Anspruch auf Erstattung ihrer Reisekosten haben.

„Wer kommt dafür auf, wenn wir Reisen stornieren müssen?“, fragt Rektor Michael Lohr. Weil viele Fahrten im Vorhinein angezahlt ­werden, könnten beim Reiserücktritt Gebühren entstehen. Lohr ahnt: Für alle geplanten Fahrten reichten die vom Land in Aussicht gestellten Mittel nicht. Zurzeit seien nur kurzfristige Pläne möglich.

Überall im Land stellen sich Lehrer, Eltern und Schüler diese Fragen: Wird es in diesem Jahr was mit der Klassenfahrt nach Florenz, mit dem Ausflug an den Rhein, mit der Skifreizeit in Tirol? „An große Fahrten wie die Studienfahrten der Ober­stufe ist gar nicht mehr zu denken“, fürchtet Gabriele Krüsmann, Leiterin der Hermann-Runge-Gesamtschule in Moers. Elmar Prinz, ­Sprecher der Gymnasien und ­Gesamtschul-Direktoren in Essen, ist ratlos: „Wir können fürs Jahr 2014 keine Fahrten planen.“

Das NRW-Schulministerium arbeitet gerade an der Neukon­zeption der „Wanderrichtlinien“. Dabei soll erstens die pädagogische Bedeutung von Klassenfahrten und zweitens die angespannte Haushaltslage des Landes berücksichtigt werden. Schwer vorstellbar, dass ­dabei ein Angebot an die Schulen herauskommt, das Klassenfahrten wie bisher üblich ermöglicht. Aber genau das wollen viele Schulleitungen und viele Eltern im Land. Werner Volmer, Vorsitzender der Stadteltern in Dortmund, macht sich für eine rasche Lösung stark, die rechtssicher wäre und dem Ausfall weiterer Klassenfahrten sofort vorbeugt: „Entweder das Land stockt den Fonds sofort bedarfsgerecht auf oder es sagt die spätere Kostenübernahme zu.“

Aber es gibt auch Pädagogen, die sich in Gelassenheit üben. Zum Beispiel Christiane Feldmann, ­Leiterin der Emmericher Hanse-Realschule. „Wir bekommen einen Pauschalbetrag für unsere Klassenfahrten“, sagt sie. „Der wird auch in Zukunft reichen.“ Weder die Fahrten in den Stufen 7 und 10 seien ­gefährdet, noch die Fahrt für die Klassen 9 und 10 ins ehemalige KZ Auschwitz.