Bei einem Festakt in der Semperoper ist der sowjetische Veteran Stanislaw Petrow mit dem internationalen “Dresden-Preis“ geehrt worden. “Sie sind ein Mensch und sie sind ein großer Mann“, sagte der ZDF-Journalist und Moderator Claus Kleber in seiner Laudatio am Sonntag vor mehreren hundert Gästen.
Dresden (dapd). Bei einem Festakt in der Semperoper ist der sowjetische Veteran Stanislaw Petrow mit dem internationalen "Dresden-Preis" geehrt worden. "Sie sind ein Mensch und sie sind ein großer Mann", sagte der ZDF-Journalist und Moderator Claus Kleber in seiner Laudatio am Sonntag vor mehreren hundert Gästen. Petrow habe es in der Nacht vom 25. zum 26. September 1983 gewagt, sein persönliches Urteil über das eines Computers zu stellen. Damit habe er eine atomare Katastrophe verhindert, betonte der langjährige USA-Korrespondent Kleber.
Petrow nahm den Preis mit Bescheidenheit entgegen. "Es wurde viel berichtet über mein Heldentum, aber ich glaube, dass ist ein wenig übertrieben", sagte der 73-Jährige. Alle Soldaten hätten damals im Lagezentrum bei Moskau unter Schock gestanden, als die Sirenen dröhnten und das Wort "Raketenstart" in großen roten Buchstaben vom dem Bildschirm an der Wand angezeigt wurde. "Das hat uns aus der Bahn geworfen, plötzlich war der Ernstfall eingetreten", berichtete Petrow.
Petrow verhinderte wohl einen Dritten Weltkrieg
Der Ingenieur und Sowjetsoldat hat nach Auffassung von Militärexperten und Politikern mit seiner Besonnenheit in der Nacht vom 25. zum 26. September 1983 einen Dritten Weltkrieg verhindert. Er entschied als Diensthabender gegen alle Vorschriften gegen den Abschuss von Atomraketen, als ein Alarm den Start von US-Nuklearwaffen Richtung Sowjetunion anzeigte. Stattdessen meldete Petrow einen Fehlalarm und lag damit richtig. "Ich habe nicht mit dem Kopf gedacht. Es war meine langjährige Erfahrung, die diese herbeiführte", sagte Petrow. Er habe auf sein Wissen und seine Intuition vertraut.
Der Computer habe zunächst den Start einer Atomrakete angezeigt, dann einer zweiten und dann von drei weiteren. Jedesmal habe er sich für das Auslösen des Fehlalarms entschieden. Wohl auch, weil damals im Fall eines Nuklearangriffs ein Massenstart der Raketen gemäß der internationalen Doktrin üblich gewesen wäre. "Aber mein Bürosessel kam mir vor wie eine heiße Ofenplatte", so nervös sei er gewesen, sagte Petrow zur Belustigung der Hunderten Gäste. Erst nach 17 Minuten hätten die Bodenradare endgültig Entwarnung gegeben. "Meine Laune verbesserte sich schlagartig."
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis wird seit dem Jahr 2010 vergeben. Der in New York und Dresden ansässige Verein "Friends of Dresden Deutschland" setzt sich damit für die Versöhnung ehemaliger Kriegsgegner ein. Bisherige Preisträger sind der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, der Dirigent Daniel Barenboim und der US-amerikanischen Kriegsfotografen James Nachtwey.
"Wer zuerst auf den roten Knopf drückt stirbt als zweiter"
Kleber sagte in seiner Laudatio, allen war und sei klar, "wer zuerst auf den roten Knopf drückt, stirbt als zweiter." Das System der atomaren Abschreckung sei ein Wahnsinn. 1983 habe die USA gegenüber der Sowjetunion einen extrem harten Kurs gefahren, um sie quasi in die Kapitulation zu zwingen. Angesichts dieser Konstellation habe Petrow mit seiner Besonnenheit und Überlegtheit eine gewaltige Tat vollbracht.
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) erinnerte daran, dass de Gefahr eines Nuklearkrieges längst nicht gebannt sei. Das habe unlängst der erschreckende Atomtest in Nordkorea gezeigt. Barack Obama sei der erste amerikanische US-Präsident, der von einer atomwaffenfreien Welt spreche. Es gebe aber noch keinerlei Anlass zu sagen, die Menschheit sei in dieser Angelegenheit auf einem guten Weg.
dapd