Hagen. .
Es ist kurz nach neun Uhr morgens, als die Menschen in der russischen Region Tscheljabinsk von Lichtblitzen am Himmel aufgeschreckt werden. Eine Druckwelle lässt Fenster bersten, Trümmer und Scherben verletzen mehrere Hundert Menschen. Was die Bewohner in Aufregung und Panik versetzte, ist für Wissenschaftler ein zwar spektakuläres, aber nicht sehr ungewöhnliches Ereignis.
Was ist passiert?
„Es war vermutlich ein ziemlich großer Brocken, der in der Erdatmosphäre in kleinere Teile zerborsten ist“, erklärt die Bochumer Astronomin Prof. Susanne Hüttemeister. Über die Größe des Meteoriten gibt es bislang nur Schätzungen, sie reichen bis zu zehn Metern Durchmesser. Wenn diese Gesteinsbrocken platzen, entsteht eine Druckwelle, die Gebäude zerstören und Bäume umknicken kann.
Hat der Einschlag etwas mit dem Vorbeiflug des Asteroiden zu tun?
Da sehen Astronomen keinerlei Zusammenhang. „Die Flugbahnen des rund 50 Meter großen Asteroiden DA14 und des Meteoriten sind völlig verschieden“, sagt Carolin Liefke vom Max-Planck-Institut für Astronomie. Das Zusammentreffen dieser beiden Ereignisse sei purer Zufall. Der Asteroid wird den Berechnungen nach in knapp 28.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbeisausen. In kosmischen Dimensionen ist diese Distanz nur eine Haaresbreite. Der Brocken fliegt sogar zwischen der Erdoberfläche und einigen Satelliten hindurch, die in etwa 35.800 Kilometer Höhe ihre Bahn ziehen. Ein Treffer ist laut Nasa unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen.
Wie oft schlagen Meteoriten auf der Erde ein?
„Solche Körper kommen öfters runter“, sagt Manfred Gaida, Sternenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), trocken. Meist seien die Brocken aber so klein, dass sie in der Atmosphäre als Sternschnuppe verglühen. Größere Objekte, die es bis zur Erdoberfläche schaffen, gehen zumeist in unbewohnten Gegenden nieder oder fallen ins Meer. „Jeden Tag wird die Erde von irgendetwas getroffen“, ergänzt Susanne Hüttemeister. Einen solch heftigen Einschlag wie nun in Russland habe es aber in den letzten Jahren nicht gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Himmelskörper getroffen zu werden, sei extrem gering. Allerdings sind auch Vorhersagen über den Einschlagsort unmöglich.
Wann gab es zuletzt spektakuläre Einschläge?
Im Oktober 2008 zerplatzte ein rund 80 Tonnen schwerer Steinmeteorit in Afrika über dem Sudan. Man fand später nur Stücke mit einem Gesamtgewicht von knapp vier Kilo. Am 6. April 2002 schlug ein Brocken bei Füssen in Bayern in der Nähe von Schloss Neuschwanstein ein. Trümmer des Neuschwanstein-Meteorits, der die Nacht wie ein Blitz erleuchtete, wurden noch in Österreich gefunden.
Woher kommen die Meteoriten?
Ihr Ursprung ist der Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, es sind Reste aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Wenn solche Körper zusammenstoßen, können sie aus der Bahn geraten und der Erde nahe kommen.
Was ist der Unterschied zwischen Asteroid und Meteorit?
Asteroiden sind Kleinplaneten, die wie die Erde um die Sonne kreisen. Meteoriten sind kleine Gesteinsbrocken, die auf die Erde stürzen. Wenn sie in der Atmosphäre verglühen, nennt man sie Meteore oder auch Sternschnuppen.