Berlin. Der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, wehrt sich gegen den Vorwurf der “Katholikenphobie“ von Kölns Erzbischof Meisner. Aus seiner Sicht sei dieser Begriff viel zu stark und werde der aktuellen Situation in Deutschland nicht gerecht.

Der scheidende Präses des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die vom Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner geäußerten Vorwurf einer "Katholikenphobie" zurückgewiesen. "Verfolgung von Christinnen und Christen gibt es in Deutschland nicht einmal ansatzweise", sagte Schneider der Zeitung "Die Welt". Der Begriff Katholikenphobie sei ihm "aus evangelischer Perspektive" viel zu stark.

Meisner hatte laut einem Medienbericht in einem internen Rundschreiben vor kurzem von "Katholikenphobie" in der Gesellschaft gesprochen. Seiner Kirche werde mit Häme und "ungerechtfertigten Vorwürfen" entgegengetreten. Dabei soll sich der Erzbischof auf die öffentliche Empörung bezogen haben, nachdem zwei katholische Kliniken in Köln ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer abgewiesen hatten. Zudem spielte er demnach auf den Missbrauchsskandal in der Kirche an.

Kritik an Papst Benedikt XVI.

Schneider kritisierte auch das Verhalten des scheidenden Papstes Benedikt XVI. bei einem Treffen mit Vertretern der evangelischen Kirche in der Erfurter Augustinerkirche bei seinem Deutschlandbesuch 2011. Er habe damals öffentlich gesagt, dass er keine ökumenischen Gastgeschenke mitgebracht habe und dass die beiden Konfessionen nicht wie politische Parteien miteinander reden sollten. "Das haben viele von uns als deutliche Brüskierung empfunden."

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, äußerte sich derweil versöhnlich über Papst Benedikts Rolle im Dialog mit dem Islam. Die Irritationen, die er 2006 mit seiner sogenannten Regensburger Rede ausgelöst habe, seien längst ausgeräumt, sagte Mazyek der "Welt". Er habe durch "diverse Äußerungen und Dialog-Veranstaltungen" das Bemühen erkennen lassen, die Sache zu beheben. Das akzeptiere der Zentralrat, zumal der Papst von dem "ernsthaften Interesse an einem vertieften Gespräch der Gelehrten" motiviert sei.

Regensburger Rede von 2006 kein Thema mehr

Benedikt XVI. hatte 2006 bei einem Besuch in einem Regensburger Kloster in einer Rede den byzantinischen Kaiser Manuel II. aus dem 14. Jahrhundert zitiert, wonach der muslimische Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe. Daraufhin war es weltweit zu Protesten von Muslimen gekommen. (apf)