Nach dem jüngsten Atomwaffentest Nordkoreas droht der UN-Sicherheitsrat mit Sanktionen. Die Tests seien eine Gefahr für den Frieden und die internationale Sicherheit, sagte der südkoreanische Außenminister Kim Sung Hwan am Dienstag nach einer kurzfristig anberaumten Krisensitzung und kündigte an, der Sicherheitsrat werde über angemessene Maßnahmen beraten.
New York (dapd). Nach dem jüngsten Atomwaffentest Nordkoreas droht der UN-Sicherheitsrat mit Sanktionen. Die Tests seien eine Gefahr für den Frieden und die internationale Sicherheit, sagte der südkoreanische Außenminister Kim Sung Hwan am Dienstag nach einer kurzfristig anberaumten Krisensitzung und kündigte an, der Sicherheitsrat werde über angemessene Maßnahmen beraten. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, warnte die Regierung von Kim Jong Un gar, es werde eine starke Antwort folgen. Nordkorea hatte zuvor bestätigt, eine Atomwaffe getestet zu haben.
Der Staat werde für sein Handeln und die daraus resultierenden Konsequenzen zur Verantwortung gezogen, sagte Kim Sung Hwan. Er forderte Nordkorea auf, sein Atomprogramm zu beenden. Der Frage, ob der für den Test gewählte Zeitpunkt etwas mit Südkoreas Übernahme der rotierenden Präsidentschaft im Sicherheitsrat zu tun haben könnte, wich er aus. "Wir können nur spekulieren", sagte er. Rice fügte hinzu, der Test vom Dienstag sei bereits der dritte Test und stelle damit eine erneute Verletzung von mehreren UN-Resolutionen dar.
Der aus Südkorea stammende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete den Test als eine ernste Herausforderung für die weltweiten Bemühungen, die Verbreitung von Atomwaffen einzudämmen. "Die Demokratische Volksrepublik Korea ist das einzige Land, dass im 21. Jahrhundert Atomwaffen getestet hat", sagte er seinem Redeprotokoll zufolge. Dies werde Nordkorea aber nicht mehr Sicherheit bringen. Im Gegenteil werde es dazu führen, dass das Land sich noch weiter isoliere.
NATO und IAEA verurteilen Atomwaffentest
Zuvor hatten bereits zahlreiche Regierungschefs Nordkoreas Vorgehen scharf verurteilt. Der "hochprovokative Akt" bedrohe die Sicherheit der USA und den internationalen Frieden, hieß es am Dienstagmorgen in einer Stellungnahme von US-Präsident Barack Obama. Er werde daher die "nötigen Schritte unternehmen, um uns und unsere Verbündeten zu verteidigen". Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte eine "klare Antwort" der internationalen Gemeinschaft mit neuen Sanktionen, Frankreich kündigte eine "harte Aktion" an. Die EU werde mit ihren Partnern an einer "starken und gemeinsamen Antwort" arbeiten, versprach die Brüsseler Chefdiplomatin Catherine Ashton.
Die NATO verurteilte den "unverantwortlichen Akt" und "frappierenden Verstoß" gegen UN-Resolutionen, auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte "tiefes Bedauern" über den Alleingang Pjöngjangs. Japan wolle zudem ungeachtet der Maßnahmen im Weltsicherheitsrat das Einreiseverbot gegen ranghohe nordkoreanische Funktionäre ausweiten, hieß es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo.
Selbst die Pjöngjang gegenüber traditionell nachsichtigen Verbündeten China und Russland gingen auf Distanz: Das Außenministerium in Peking stellte klar, "absolut gegen" jegliche Atomwaffentests zu sein. Aus Moskau hieß es: "Hoffentlich wird der jüngste Schritt Pjöngjangs nicht als Vorstufe zur Eskalation militärischer Aktivitäten auf der koreanischen Halbinsel genutzt. Es muss eine internationale rechtliche Alternative zur 'Anspannung' der ballistischen und nuklearen Muskeln geben."
Amtliche Nachrichtenagentur berichtet von "perfektem" Atomtest
Gegen 4.00 Uhr deutscher Zeit (12.00 Uhr Ortszeit) hatte die US-Erdbebenwarte USGS ein "künstlichen Erdbeben" der Stärke 5,1 gemessen, das sich rund einen Kilometer unter der Erdoberfläche in einem schon zuvor für Atombombentests genutzten Gebiet Nordkoreas ereignete. Wenige Stunden später bestätigte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA, dass ein "sicher" und "perfekt" verlaufener Kernwaffentest durchgeführt worden sei - der dritte nach 2006 und 2009. Demnach kam beim jüngsten Versuch ein kleinerer und leichterer, aber mächtigerer Sprengsatz zum Einsatz.
Experten befürchten, dass sich Nordkorea dem Punkt nähert, an dem ein atomarer Miniatursprengkopf ausgereift genug ist, um ihn mithilfe von Langstreckenraketen auf weit entfernte Ziele in "feindlichen" Ländern abzufeuern. Dem südkoreanischen Verteidigungsministerium zufolge habe die Detonation am Dienstag eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen entfaltet, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Das wäre knapp halb so viel wie bei der 1945 über Hiroshima abgeworfenen US-Atombombe. Mit dem Atomtest verteidigte Nordkorea laut der Agentur KCNA seine Sicherheit und Souveränität gegen die Aggressionen der USA, die das Recht des Landes auf friedliche Weltraumforschung untergrabe.
Die Regierung von Kims Vater Kim Jong Il hatte in der Gegend im Nordosten des Landes bereits im Oktober 2006 und Mai 2009 Atomwaffen getestet. Auch sein Nachfolger beansprucht für sein Land das Recht, Atomwaffen zu besitzen. Begründet wird das vor allem mit der großen Truppenpräsenz der USA im verfeindeten Süden der koreanischen Halbinsel: Nach dem Ende des Korea-Kriegs im Jahr 1953, der mit einem Waffenstillstand zwischen Nord und Süd endete, sind noch immer mehr als 28.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert.
(Mit Dow Jones Newswires)
dapd