Rom. .
Der Papst tritt zurück. Am 28. Februar gibt Benedikt XVI. sein Amt ab. Mit dieser Ankündigung überraschte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gestern die Welt und selbst enge Mitarbeiter.
Der 85-Jährige begründete seine Entscheidung mit nachlassenden Kräften wegen seines hohen Alters. Der Nachfolger Benedikts soll nach Angaben eines Vatikan-Sprechers noch vor Ostern gewählt werden.
Joseph Kardinal Ratzinger war im April 2005 zum Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken gewählt worden. Zuvor war der Deutsche Präfekt der Glaubenskongregation. In der Geschichte der römisch-katholischen Kirche war zuvor mit Coelestin V. erst ein Papst freiwillig aus dem Amt geschieden – im Jahr 1294.
Benedikt gab seine Entscheidung vor dem Konsistorium, der Kardinalsversammlung, bekannt. Nachdem er wiederholt sein Gewissen vor Gott geprüft habe, sei er zur Gewissheit gelangt, „dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“, heißt es in der vom Vatikan veröffentlichten Erklärung.
In seine Entscheidung hat Papst Benedikt offenbar nur wenige engste Vertraute einbezogen. „Es hat uns überrascht“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst habe sich aus freien Stücken zu dem Schritt entschlossen. Es gebe auch keine besondere Krankheit als Anlass dafür, lediglich Altersgründe.
Geboren wurde der Papst als Joseph Alois Ratzinger am 16. April 1927 in oberbayrischen Marktl am Inn. Vor seiner Wahl zum Papst galt er als rechte Hand von Papst Johannes Paul II. 2005 wurde er nach dessen Tode in einem kurzen Konklave zum 265. Papst gewählt.
Als Kardinal Ratzinger war er für seine strikten theologischen Positionen bekannt. Seine Anhänger feierten den Papst dafür, dass er die traditionelle katholische Identität bekräftigte. Seine Kritiker warfen ihm vor, er habe die Reformen in der Kirche zurückgedreht. Außerdem habe er dem Dialog mit Juden, Muslimen und anderen Christen geschadet.
Auf der ganzen Welt reagierten Gläubige und Politiker mit Erstaunen, aber auch Verständnis auf den Rücktritt. Bundeskanzlerin Merkel sagte, der Schritt verdiene „allerhöchsten Respekt“. Sie würdigte, dass Benedikt XVI. den Dialog der Kirchen gefördert sowie Juden und Muslimen die Hand gereicht habe.
„Der Papst hat das Gespräch mit der jüdischen Gemeinschaft ausdrücklich gesucht und in gegenseitiger Wertschätzung auch schwierige Themen nicht gemieden“, sagte Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.