Berlin. Die scheidende niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) wird neue Bundesbildungsministerin. Das teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag in Berlin mit. Mit Wanka rückt eine Politikerin mit langjähriger Erfahrung im Bildungsbereich in das Bundeskabinett auf.

Johanna Wanka soll die wegen der Aberkennung ihres Doktortitels aus dem Amt geschiedene Annette Schavan als Bildungs- und Forschungsministerin beerben. Mit Wanka rückt eine Politikerin mit langjähriger Erfahrung im Bildungsbereich in das Bundeskabinett auf.

Geboren wurde die heute 61-Jährige in der nordsächsischen Gemeinde Rosenfeld in der damaligen DDR am 1. April 1951. Nachdem sie die Grundschule und die erweiterte Oberschule in Großtreben und Torgau besuchte, schloss sie 1974 an der Universität Leipzig ihr 1970 begonnenes Diplomstudium der Mathematik ab. Ihren Doktortitel bekam sie 1980 für ihre Dissertation "Lösungen von Kontakt- und Steuerproblemen mit potenzialtheoretischen Mitteln" verliehen.

Ihre berufliche Laufbahn startete sie als wissenschaftliche Assistentin an der Technischen Hochschule in Merseburg. Nachdem Wanka 1985 zur wissenschaftlichen Oberassistentin aufstieg, wurde sie 1993 zur Professorin im Fachbereich "Ingenieurmathematik" an der mittlerweile zur Fachhochschule umstrukturierten Hochschule Merseburg berufen. Bereits im März 1994 wurde sie Rektorin der Fachhochschule. Dieses Amt behielt sie bis zum Jahr 2000.
Politisch aktiv wurde Wanka 1989. Als Mitstreiterin der DDR-Bürgerbewegung gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums in Merseburg, für das sie von 1990 bis 1994 im Kreistag Merseburg saß. Ab 1994 gehörte sie dem Bildungsausschuss des Kreistags an. Daneben arbeitete sie in verschiedenen Hochschulgremien und Strukturkommissionen in Ostdeutschland mit.

Keine Hemmungen, ins Gespräch zu kommen

Im Oktober 2000 wurde sie vom damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe in die große Koalition als Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur berufen. Erst 2001 trat die vorher parteilose Wanka in die CDU ein. Neben ihrer Tätigkeit als Ministerin war sie von Dezember 2003 bis Februar 2011 Kreisvorsitzende der CDU Dahme-Spreewald, 2005 Präsidentin des Kultusministerkonferenz und von Januar 2009 bis Juni 2010 schließlich Landesvorsitzende der CDU Brandenburg.

Während des Wahlkampfs im August 2009 zeigte sich Wanka volksnah und verteilt Rezeptkärtchen auf den Märkten Brandenburgs. Sie selbst sagte, dies passe zu ihr. Schließlich komme sie vom Dorf und habe keine Hemmungen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Oft erreiche sie auf den Märkten Menschen, die nicht zu Wahlveranstaltungen kommen würden.

Doch die CDU schaffte es 2009 nicht wieder in den brandenburgischen Landtag. Wanka wurde zur Oppositionsführerin. Am 27. April 2010 verließt sie Brandenburg, wo sie ihre politischen Ämter niederlegte, und wechselte als Ministerin für Wissenschaft und Kultur in das Kabinett des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) nach Hannover. Mit ihrem neuen Amt wurde sie zugleich erste ostdeutsche Ministerin in einem westdeutschen Kabinett.

Johanna Wanka ist verheiratet und hat zwei Kinder. In ihren bisherigen Tätigkeiten als Bildungs- und Wissenschaftsministerin in Brandenburg und Niedersachsen hat sie vielfältige Fach- und Führungserfahrung gesammelt. Sie genießt parteiübergreifend Anerkennung. Nach der Wahlniederlage der CDU in Niedersachsen war Wanka nun auch sofort für Merkel verfügbar. (dapd)