Bochum. . Die Ruhr-Uni wehrt sich gegen Vorwürfe, der Studiengang Islamwissenschaft sei von radikalen Islamisten überlaufen. Der Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel sagt indes: “In den letzten Jahren gewinnt dieser Studiengang eine besondere Anziehungskraft auf das salafistische Milieu.“

Unterwandern Islamisten einzelne Bereiche der Ruhr-Universität Bochum? Die Uni wehrt sich gegen Vorwürfe, der Studiengang Islamwissenschaft sei von radikalen Islamisten und Salafisten überlaufen. Der Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel sieht jedoch Grund zur Sorge: „In den letzten Jahren gewinnt dieser Studiengang eine besondere Anziehungskraft auf das salafistische Milieu“, sagt Yüksel unserer Zeitung. „Bestimmte Studiengänge sind bereits mit Salafisten überlaufen“, so Yüksel.

"Enormes Rekrutierungspotenzial"

In der anonymen Atmosphäre der großen Universität könnten Islamisten ihre Überzeugungen wissenschaftlich vertiefen und neue Anhänger gewinnen, so Yüksel. „Die gehen im Univiertel von Tür zu Tür und werben um Anhänger. Dort gibt es ein enormes Rekrutierungspotenzial.“ Die Universität müsse genauer hinsehen, wer sich auf dem Campus aufhalte und „im Zweifelsfall Hausverbote erteilen“.

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Die Universität weist die Vorwürfe einer massiven Unterwanderung durch radikale Islamisten zurück und gibt an, die Situation genau zu beobachten. Die Darstellung Yüksels hält der Bochumer Islamwissenschaftler Prof. Stefan Reichmuth für „völlig überzogen“. Zwar gebe es un­ter den rund 500 Studierenden am Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft auch einige Salafisten, jedoch nicht mehr als maximal etwa zwei Dutzend. Ihre Zahl habe nicht zugenommen, dennoch müsse man aufpassen, dass eine kleine radikale Gruppe nicht die Mehrheit der Studierenden dominiere, räumt er ein. „Dann müssen die Lehrkräfte einschreiten“, so Reichmuth. Er berichtet, dass es zuweilen unter den Studierenden bei religiösen Themen zu einem „gehörigen Tauziehen“ komme. Dies führe zu „Spannungen und Reibungen“ bis hin zu Mobbing un­ter Studentinnen und der Aufforderung, sich angemessen zu kleiden und gefälligst Kopftuch zu tragen.

Viele jüngere Anhänger des Salafismus

Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes findet der Salafismus besonders bei jungen Menschen neue Anhänger. Die Bewegung ist in NRW die am schnellsten wachsende islamische Strömung. Ihre Zahl habe sich 2012 auf etwa 1000 verdoppelt. Während sich die große Mehrheit auf „Missionsarbeit“ und politische Propaganda beschränke, zählt der Verfassungsschutz zehn Prozent zu gewaltbereiten „Gotteskriegern“. Zu den regionalen Schwerpunkten gehöre nach Beobachtungen der Staatsschützer auch Bochum.