Düsseldorf/Berlin. .
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) den Doktortitel aberkannt.
Der Rat der Philosophischen Fakultät entschied am Dienstagabend mit zwölf Ja-Stimmen bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung, dass Schavan vor 33 Jahren in ihrer Dissertation „systematisch und vorsätzlich“ gedankliche Leistungen vorgegeben habe, die nicht ihre eigenen waren. Wegen nicht gekennzeichneter Zitate fremder Autoren „in bedeutendem Umfang“ sei ihre Arbeit „Person und Gewissen“ als Plagiat zu werten. Das erklärte Dekan Bruno Bleckmann nach sechsstündiger Sitzung.
Die Ministerin will klagen. Die Bonner Anwaltskanzlei Redeker Sellner Dahs sprach von einem „fehlerhaften Verfahren“.
Schavan steht nun ohne Studienabschluss da, weil sie 1980 als ehemalige Studentin der Pädagogischen Hochschule Neuss noch ohne vorherige Magisterprüfung promovieren konnte.
Ist Schavan im Amt zu halten?
Ob die für den Wissenschaftsbetrieb zuständige Ministerin, die sich bis Ende der Woche auf einer Forschungsreise durch Südafrika befindet, nach diesem vernichtenden Urteil im Amt zu halten ist, blieb zunächst unklar. Im Plagiatsfall des gestürzten Verteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg (CDU) hatte Schavan erklärt, sie schäme sich „nicht nur heimlich“.
Dekan Bleckmann machte deutlich, dass der Fakultätsrat das belastende Material gegen Schavan „für ausreichend“ erachtet habe und kein externes Zweitgutachten notwendig gewesen sei. Schavan könne sich nicht darauf berufen, dass vor mehr als 30 Jahren in ihrem Fach andere wissenschaftliche Standards gegolten hätten als heute.
Schavan hatte „Flüchtigkeitsfehler“ eingeräumt und darauf verwiesen, dass sie noch ohne Computer arbeiten musste. Eine Täuschungsabsicht hat sie stets bestritten und einen juristischen Kampf gegen den Titel-Entzug angekündigt.
Unionsvize Michael Kretschmer nannte das Verfahren gegen die Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel „eine einzige Farce“. Der Hochschul-Experte der Grünen, Kai Gehring, sagte, Schavan sei als „Wissenschaftsministerin unhaltbar geworden“. Die Dortmunder Bundestagsabgeordnete Ulla Burchardt (SPD) erklärte, es sei Schavans „persönliche Entscheidung, ob sie im Amt bleibt oder nicht“. Zugleich kritisierte die Hochschul-Expertin, dass das Verfahren neun Monate dauerte. Sie forderte „einheitliche Regeln“ für Qualifikationsprüfungen.
Die SPD wies Vorwürfe an die Universität Düsseldorf im Plagiatsverfahren gegen Schavan zurück. „Ich finde es gut, dass sich die Universität Düsseldorf im Fall Schavan nicht hat einschüchtern lassen“, schrieb SPD-Fraktionsgeschäftsführer Oppermann auf Twitter. Zuvor hatte die FDP der Hochschule wissenschaftliches Versagen bei der Aufklärung der Plagiatsvorwürfe vorgehalten.