Essen/Bamako. .
Die Rebellen in Mali hinterlassen bei ihrem Rückzug vor den französischen und malischen Soldaten überall im Land Verwüstungen. Getreidespeicher werden angesteckt, Felder zerstört. Die Deutsche Welthungerhilfe versucht, in einigen Gebieten der Bevölkerung mit Hilfspaketen unter die Arme zu greifen. Rüdiger Ehrler (61), Projektleiter des Nothilfeteams, leitet die Aktion von der malischen Hauptstadt Bamako aus. Die NRZ sprach mit ihm am Telefon.
Wie sieht es in der betroffenen Region aus?
Die Region Diabaly, rund 400 Kilometer nordöstlich von Bamako, war Mitte Januar Schauplatz heftiger Kämpfe. Die Rebellen haben sich entweder Richtung Mauretanien zurückgezogen, versprengte Gruppen sind aber auch noch am Nigerdelta unterwegs, wo es aufgrund der Vegetation leichter als in der Wüste ist, Deckung zu finden. Dort finden auch noch immer Überfälle auf Dörfer statt. Die Menschen in Diabaly sind durch die Kämpfe traumatisiert. Sie sind den Krieg nicht gewohnt. Das ist dort eine fruchtbare Gegend, die Leute konnten selbst gut für ihre Ernährung sorgen. Nach den Zerstörungen vor allem des Getreidespeichers ist das vorbei.
Welche Hilfsmittel werden in die Dörfer gebracht?
Wir werden für etwa 100 000 Euro Nahrungsmittel verteilen, finanziert vom Auswärtigen Amt. In der Region leben 44 000 Menschen, wir rechnen mit 24 000 Betroffenen, also 4000 Haushalten. Denen bringen wir mit Lastwagen jetzt unsere Hilfspakete. Wir verteilen 100 Tonnen Reis, 20 Tonnen Bohnen und 4000 Liter Speiseöl, dazu zehn Tonnen „Misola“ eine Spezialnahrung für Kinder unter fünf Jahren, eine Mischung aus Sorghum, Soja, Erdnüssen und Vitaminen.
Wo sind weitere Aktionen geplant?
Wir sind dabei, die Situation weiter nordöstlich in der Region Timbuktu zu erfassen. Noch kommen wir aber nicht durch. Truppenverbände aus Togo haben dort die Straßen noch nicht freigegeben. Und bei der wichtigsten Fähre über den Niger haben die Rebellen den Motor zerstört. Aber dorthin wollen wir. Insgesamt hat die Bundesregierung eine Million Euro für Sofortmaßnahmen zur Verfügung gestellt.
Wie sieht die Lage in der Hauptstadt Bamako aus?
Eher entspannt. Politisch sorgt für Ärger, dass malische Truppen nicht in die Tuareg-Hochburg Kidal einmarschieren sollen. Ansonsten muss man sagen, dass die Menschen seit ein paar Tagen nur ein Thema haben: Fußball. Am Mittwoch spielt die Nationalmannschaft Malis im Halbfinale des Africa-Cups gegen Nigeria. Daran denken jetzt alle, trotz der Sorgen.